Klassische Formensprache und verdrängte Vergangenheit

Max Rieder

Max Rieder (1909–2000) gehört zu den prägenden Salzburger Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Seine Skulpturen, wie die bekannte „Musizierende Dreiergruppe“ im Kurgarten, sind unaufdringlich und harmonisch, fest verwurzelt in der Tradition klassischer Bildhauerei.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Der Bildhauer verband klassische Ideale mit einer bewusst archaischen Reduktion der Formen. Seine Werke aus Bronze und Untersberger Marmor wirken zeitlos und fügen sich organisch in den öffentlichen Raum ein, stets getragen von eleganter Stilisierung und sicheren Proportionen.

Musizierende Dreiergruppe
Musizierende Dreiergruppe

Rieders Biografie zeigt aber auch Brüche und Schattenseiten. Nach Studien bei Anton Hanak an der Kunstgewerbeschule (heute Akademie für Angewandte Kunst) in Wien wirkte er 1934/35 an der monumentalen Ausgestaltung des Regierungsviertels durch Clemens Holzmeister in Ankara mit. Nach Hanaks Tod arbeitete Rieder unter der Leitung von Josef Thorak weiter am Denkmal in Ankara. Danach folgte eine enge Zusammenarbeit mit den beiden „gottbegnadeten“ Künstlern Josef Thorak und Joseph Wackerle, zwei prominenten Bildhauern des NS-Regimes in München.

1937 beantragte Rieder, noch vor dem „Anschluss“, die Aufnahme in die NSDAP. Der Antrag blieb wegen seiner Übersiedlung nach München zwar unbearbeitet, doch seine Nähe zum nationalsozialistischen Kulturbetrieb ist dokumentiert: Als „Volksgenosse“ und „politisch zuverlässig“ eingestuft, galt er als tragbar für die Kulturpolitik der Zeit.

Nach 1945 kehrte Rieder nach Salzburg zurück und fand rasch wieder Anerkennung, kritische Fragen zu seiner Rolle in der NS-Zeit blieben aus. Wie viele Künstler seiner Generation profitierte er von einer Gesellschaft, die Verdrängung der Aufarbeitung vorzog.

Ab 1967 unterrichtete er an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg, ab 1970 als Dozent für Bildhauerei. Seine pädagogische wie künstlerische Leistung wurde 1975 mit dem Professorentitel und dem Großen Preis für Bildhauerei der Salzburger Wirtschaft gewürdigt. Weitere Auszeichnungen wie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg (1989) und der Karl-Weiser-Preis (1997) folgten.

Nach dem Tod seiner Frau 1977 zog sich Rieder zurück und verlagerte sein künstlerisches Schaffen zunehmend in den grafischen Bereich. Mit seinen filigranen Prägedrucken bewies er auch in seinen späten Jahren ein feines Gespür für Form und Wirkung.

Sein künstlerisches Erbe prägt Salzburgs Stadtbild bis heute, zugleich mahnt seine Biografie zur Auseinandersetzung mit der engen Verflechtung von Kunst, Macht und Schweigen.

In der Dorfzeitung starten wir eine Reihe zu Max Rieders Arbeiten. Den Anfang macht die Skulptur „Vermächtnis“ (heute „Mutter und Kind“), zu sehen im Skulpturenpark der Salzburger Landeskliniken – ein Werk, das einst das Idealbild einer arischen Mutter und eines künftigen Soldaten verkörperte.

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