Man stelle sich vor: Über 130 Millionen Menschen strömen durch die engen Straßen von Allahabad – inzwischen feierlich in Prayagraj umgetauft. Warum? Nun, im Hinduismus sind Ganges, Yamuna und Sarasvati nicht nur Flüsse, sondern quasi der VIP-Bereich des spirituellen Daseins. Dort zu baden, bedeutet nicht nur Glück und Sündenfreiheit – nein, es ist die goldene Eintrittskarte in die nächste Lebensstufe, bestenfalls ins Nirvana.

Von Joachim Bergauer, Salzburg
www.bergauer.cc
https://www.instagram.com/joachim_bergauer
Die Kumbh Mela, dieses gigantische Pilgerfest, ist der Zeitpunkt, an dem sich alles zuspitzt. Eine ganz besondere Planetenkonstellation verspricht eine doppelte Ladung Heiligkeit. Auf einer Brücke, die genau dort liegt, wo Ganges und Yamuna zusammentreffen, passierte etwas Magisches – und ich war mittendrin.
Um sechs Uhr morgens stand ich auf dieser Brücke. Der Nebel war so dicht, dass ich kurz überlegte, ob ich versehentlich in eine Geisterbahn geraten war. Die beiden Flüsse, mit ihren unterschiedlichen Temperaturen, hatten einen dichten Dunst erzeugt. Und dann passierte es: Menschen kamen wie aus dem Nichts aus dem Nebel hervor.
Es war wie ein surreales Ballett. Niemand sprach, aber jeder Schritt hatte Bedeutung. Ihre Gesichter und Körper erzählten Geschichten von Reisen, die viel länger waren als nur die Fußmärsche nach Prayagraj. Ich wusste manchmal gar nicht, was ich da genau fotografierte – aber meine Kamera wusste es. Jedes Bild war wie ein kleines Meisterwerk aus Licht, Nebel und menschlicher Hingabe.
Und da waren sie: Männer, Frauen, Kinder – alle auf dem Weg zu den heiligen Gewässern. Sie wuschen sich den Staub von der Haut und die Last des Lebens von der Seele. Manche sagten, sie kämen nie wieder zurück, sondern hätten ihr Ticket ins Nirvana gelöst.
Für mich war diese Erfahrung wie ein Tanz zwischen Realität und Legende. Eine Szene, die an einen Traum erinnerte, mit der leisen Gewissheit, dass das, was ich sah, unwiederbringlich war.
Diese Serie gewann mehrere Preise – und ich bin mir sicher, dass ein Teil der Magie des Ortes in diesen Bildern lebt.

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sehr beeindruckend, lieber joachim.