Schon mehrmals hat sich Salzburgs FPÖ-Bürgermeisterkandidat Paul Dürnberger gegen Kunst und Kultur geäußert, im SN-Interview vom 5. Februar aber schon sehr konkret. Hier werden sogar Namen genannt von Institutionen, denen der “Geldhahn” abgedreht werden soll zugunsten Themen wie z.B. Sicherheit der BürgerInnen.
Von Leo Fellinger
Das ist im Grunde keine neue Haltung, die dieser Partei anhaftet, neu ist, dass sie es nun für angemessen hält, aus der Deckung zu gehen und ganz konkret in Form von Hetze und Anschwärzungs-Methoden auf die Kulturszene loszugehen. “Ihr seid auf der Straße nicht mehr sicher, weil das ganze Geld in Kulturinstitutionen geht” ist eine einfache Verhetzungsformel.
Man kann das dem Wahlkampf zuordnen, unterm Strich steht aber unsere demokratische Grundordnung auf dem Spiel, denn Kunst und Kultur ist möglicherweise nur teilweise systemrelevant, dafür aber äußerst demokratierelevant. Eine freie Demokratie lebt vom künstlerischen und kulturellen Exkurs und der Diskussion, aber auch von den Gegensätzen und Kontroversen. Es wird Zeit, dass sich Kunst- und Kulturszene, ihre Institutionen und Menschen, die in hohem Maße zum Gelingen des Staates mit dem Angebot des “Lebensmittels” Kultur beitragen, großteils auch ehrenamtlich, Stellung beziehen und sich wappnen für einen anstehenden Klassenkampf.
Das ist es, was die FPÖ hier heraufbeschwört – BürgerInnen gegen BürgerInnen auszuspielen und Hetze zu initiieren. Wahrscheinlich bedarf es einer Aufklärungskampagne, wie viel Anteil am Budget die freie Kulturszene (und um die geht es der FPÖ) wirklich an den Budgets hat und was diese freie Szene für Land und Stadt tagtäglich leistet. Auch wenn die Aussage von Paul Dürnberger diesmal nur die Stadt Salzburg betrifft, gemeint sind wir alle – die KünstlerInnen, Kulturschaffenden und KulturvermittlerInnen, egal, wo in Österreich.
Es ist erschreckend zu beobachten, wie rechte Tendenzen Einfluss auf die Kultur nehmen und nehmen wollen und Stimmung gemacht wird gegen unliebsame Institutionen, Ausstellungen und Aktivitäten, die dann online mit Hassrede überzogen werden. Es ist wichtig, sich auf ehrliche, kreative und friedliche Weise der Hetze entgegenzustellen. Das sind nämlich die Adjektive, die diese Partei nicht versteht. Und eines sollten wir uns immer vor Augen halten: Kunst und Kultur sind demokratierelevant.
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Kunst braucht man nicht, Kunst will man. Die Möglichkeit das zu entscheiden soll immerzu und für alle uneingeschränkt und jederzeit zur Verfügung stehen. Dafür gehören alle Kanäle immer geöffnet und geflissentlich drauf geschaut das der Zugang und die Nutzung erreichbar sind und sein werden. Jeder Versuch dies einzuschränken gehört zum Wohle Aller bereits im Anfang aufgezeigt und gemeinsam behandelt.
“1936 erging ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. Hunderte Kunstwerke, vor allem aus dem Bereich der Malerei, wurden aus den Museen entfernt und entweder für die am 19. Juli 1937 in München eröffnete Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder zerstört. Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot.” LeMO
Sind wir schon wieder so weit, oder stehen wir kurz davor, wieder so weit zu sein?
Kunst ist auch ein Synonym für Vielfalt und Diversität. Ich erinnere an den erst kürzlich aufgeführten “Pudertanz”. Vielfalt und Diversität sind Stachel im Auge rechter Parteien und deren BefürworterInnen. Leicht lässt sich hier auf Stimmenfang gehen. Und dies tut der Bürgermeisterkandidat. Hemmungslos. Salzburg war schon einmal ein Zentrum solcher Umtriebe. Lassen wir es nie wieder soweit kommen.
Es ist beschämend, wenn jemand, der sich um ein Bürgermeisteramt bemüht, derartige Aussagen tätigt. Noch dazu in einer Stadt, die nicht zuletzt von Kunst und Kultur lebt.