Leon de Winter: Stadt der Hunde

Leon de Winter

Leon de Winter | Foto: Diogenes © Paul Tolenaar

Leon de Winter: Stadt der Hunde

Autor: Leon de Winter
Titel: Stadt der Hunde – Roman
Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer
ISBN: 978-3-257-07281-5
Verlag: Diogenes Verlag AG
Erschienen: 22.01.2025

Klappentext:

Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Jaan Hollander galt als einer der begehrtesten Junggesellen in der neurologischen Klinik. Als die Krankenschwester Nicole nach einem Liebesabenteuer mit ihm schwanger wurde, war für ihn weder eine Abtreibung noch eine Trennung eine Option, da er konservativ dachte. Vor 29 Jahren wurde er Ehemann und Vater einer Tochter namens Lea. Obwohl Jaan seine jüdischen Wurzeln ignorierte, suchte Lea vor zehn Jahren nach ihren Vorfahren und verschwand spurlos in der Negevwüste.

Seitdem reist Jaan, mittlerweile pensioniert, jährlich am Jahrestag ihres Verschwindens nach Israel, um sie zu suchen. Bei einer seiner Reisen erhält er ein Angebot, das eine intensivere Suche ermöglicht.

Hunde und ihre Hinterlassenschaften sollten für den „Nicht-Hunde-Menschen“ Jaan eine überraschende Wendung in seinem Leben einleiten.

Dieser besondere Roman verschmilzt verschiedene Ebenen und erzählt die Geschichte eines ambivalenten Protagonisten. Jaan ist einerseits skrupellos im Umgang mit Frauen, zeigt jedoch eine konservative Wertehaltung. Beruflich gehört er zu den besten Mikroneurochirurgen weltweit, was ihm auch im Ruhestand einen hohen Bekanntheitsgrad einbringt. Seine außergewöhnliche visuelle Wahrnehmungsanomalie und ihr ungewöhnlicher Kompensationsmechanismus sorgen für humorvolle Momente. Diese Abweichung beeinflusst jedoch nicht seine berufliche Feinmotorik. Als Vater und Ehemann war er weniger erfolgreich, wie er rückblickend selbstkritisch einräumt. Dennoch lässt ihn die Suche nach Lea, auch nur nach ihren sterblichen Überresten, nicht zur Ruhe kommen.

Zunehmend fühlt sich Jaan wie ein alter Mann, dessen Leben leer erscheint. Als er sich teure, aber glatte Schuhe kauft, löst dies eine Ereigniskette aus, die sein Leben drastisch verändert.

Der Roman bewegt sich zwischen Rationalität und Wahn und führt den Leser zeitweise in eine Fantasiewelt. Eine unerwartete Wendung bringt die Handlung jedoch abrupt zurück in die Realität.

Das Cover zeigt eine zum Titel passende Zeichnung, die ungewöhnlich wirkt. Die Einleitung führt gelungen ins Buch, bevor ein spannender Hauptteil folgt. Das überraschende Ende rundet die Geschichte überzeugend ab.

Der Roman ist gut recherchiert, authentisch und humorvoll. In einfühlsamer Sprache bietet er Einblicke in die jüdische Kultur. Begriffe wie „Schofar“ oder andere jüdische Feiertage laden zum Nachlesen ein, doch das Buch bleibt auch ohne zusätzliche Recherchen ein flüssig lesbares und spannendes Lesevergnügen.


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