Literatur findet Land 2025

Begeisterte Volksschulkinder bei der Kinderbuchautorin Lena Raubaum

Begeisterte Volksschulkinder bei der Kinderbuchautorin Lena Raubaum | Fotos: Karl Traintinger

Sprache trifft alpine Landschaft

Zum siebten Mal fand vom 12. bis 14. Juni 2025 das Festival Literatur findet Land in Neukirchen am Großvenediger statt – erstmals bei freiem Eintritt zu allen Veranstaltungen. Die gelungene Kombination aus literarischer Vielfalt, naturnaher Kulisse und offener Gesprächskultur trug dazu bei, dass auch diese Ausgabe für Gäste und Mitwirkende zu einem besonderen Erlebnis wurde.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Der Eröffnungsabend fand im Kammerlanderstall statt. Die einleitenden Worte wurden von Maria Piok vom Literaturhaus Innsbruck gesprochen. Den literarischen Auftakt machte Martin Peichl mit einer Lesung aus seinem neuen Roman Es sind nur wir, einem poetischen Text über zwei Menschen in einer Welt am Rand der Katastrophe. Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt von Schüler:innen des BORG Mittersill. Sie hatten zuvor an einem Schreibworkshop mit Martin Peichl und Florian Gantner teilgenommen und präsentierten nun mit spürbarer Begeisterung ihre eigenen, vom Roman inspirierten Texte.

Für musikalische Akzente sorgte die Band Fargo (Helmut Steininger und Robinson Stärk), die Songs aus ihrem Album Neamatland präsentierten.

Alle Mitwirkenden:

Am Freitagmorgen begeisterte Lena Raubaum mit einer lebendigen Lesung die Kinder der benachbarten Volksschule. Als Autorin, Schauspielerin und Sprecherin verstand sie es, Sprache zum Erlebnis zu machen – mit viel Humor und großem Herz.

Im Bergrestaurant – Wildkogel-Arena präsentierte Simon Sailer eine seiner fein konstruierten Novellen. Über 80 Schüler:innen des BORG Mittersill (Klassenlehrer:in Petra Hochwimmer, Manuel Hörbiger, Angelika Ebenkofler) verfolgten die Lesung aufmerksam und beteiligten sich anschließend an einer lebhaften Diskussion – ein gelungenes Beispiel für Literaturvermittlung in direktem Austausch.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht der Antiquitätenhändler Maurice, der ein altes Salzfass erwirbt. Zunächst unscheinbar, entwickelt das Objekt bald ein unheimliches Eigenleben. Ein weißes Geflecht breitet sich aus, Maurice gerät zunehmend unter dessen Einfluss. Gemeinsam mit seiner Freundin Rachel sucht er nach einem Ausweg.

Dominika Meindl las am Nachmittag aus Selbe Stadt, anderer Planet – ein klug-satirischer Roman über das Hallstatt-Double in China und die Widersprüche des modernen Tourismus. Mit ihrem Text: Der schönste Tag ihres Lebens nahm sie zusätzlich das Phänomen medial inszenierter Tierliebe aufs Korn.

Einen ernsten Ton schlug Katherina Braschel an: In ihrem Romanmanuskript Heim holen beleuchtet sie die Geschichte der Donauschwaben im Nationalsozialismus – und verbindet sie eindrucksvoll mit Demenz, familiärem Erinnern und der Frage nach kollektiver wie persönlicher Schuld und Verantwortung.

Zum Abend hin wurde es rhythmisch und unterhaltsam: Marc Carnal brachte gemeinsam mit Illustratorin Raffaela Schöbitz und 3 anwesenden Autor:innen ein Live-Hörspiel seines Hörspielhits: Die Hochzeit auf die Bühne – in Paarreimen und mit absurdem Witz.

Florian Gantner las am Samstagabend im Gasthof Pferdestall aus seinem Roman Eternal Partner – eine kluge, satirisch zugespitzte Parodie auf Arbeitswelt, Kapitalismus und Identitätsfragen. Der Langzeitarbeitslose Anton Krohn wird zum Ersatz für einen verstorbenen CEO – erst als Begleiter der Witwe, dann als Chef selbst. Zwischen feinen Anzügen und Firmenmacht entfaltet sich ein Szenario, das beunruhigend real wirkt. Gantners scharfer Blick auf soziale Masken und Rollenbilder trifft ins Mark – literarisch präzise und zugleich erschreckend unterhaltsam.

Regine Koth Afzelius erzählte in Die Leibwächterin von einer Frau zwischen Pflegeverantwortung, Erotik, Tod und Neuanfang. Der Roman verknüpft feministische Perspektiven mit sprachlicher Eigenwilligkeit und viel Tiefgang – vorgstellt wurde sie von Literaturvermittler Peter Hodina.

In Felix Austria nimmt Christopher Wurmdobler seine Leser:innen mit auf eine literarische Zeitreise – vom Wiener Nachkriegsalltag bis ins kalifornische Zirkuscamp. Mit Humor, Tiefgang und überraschenden Wendungen ist das Buch ein facettenreiches Roman-Roadmovie über Selbstfindung, politische Identität und das Erzählen als Akt der Befreiung.

Den Abschluss bildete Anna Weidenholzer, die aus Hier treibt mein Kartoffelherz las – einer klug komponierten Dorfminiatur, die Figuren liebevoll skizziert, ohne deren Abgründe auszusparen. Fargo sorgte erneut für die musikalische Begleitung.

Das Festival, veranstaltet von TAURISKA (Susanna, Sarah und Christian Vötter), war genau das, was es sein will: ein Ort des Austauschs, der leisen Töne und tiefen Gedanken, wo Literatur nicht vorträgt, sondern begegnet – zwischen Bergen, Menschen und Geschichten.


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