Martin Dietrich, kleines theater.haus der freien szene. Das Projekt „Macht|schule|theater“ wurde im Rahmen der Initiative „Weiße Feder – Gemeinsam gegen Gewalt“ gestartet.
In der Zusammenarbeit von Schule und Theater wird neben den künstlerischen Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler machen, auch die Basis für einen breiten Diskurs zum Thema Gewalt und seine Auswirkungen gelegt. Dieses bundesweite Theaterprojekt des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur vernetzt 13 Theaterbühnen aus allen Bundesländern, um gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen unter professioneller Anleitung Theater zum Thema Gewalt bzw. Gewaltprävention zu erarbeiten, zu inszenieren und in Serie aufzuführen. Die Jugendlichen haben zudem die Möglichkeit, sich über die moderierte Internetplattform machtschuletheater > auszutauschen.
Das kleine theater wurde in der Jurysitzung am 6. Oktober 2009 mit seiner Einreichung „Abwärts“ für das Projekt „Macht/schule/theater“ 2009/2010 ausgewählt und es wurde beschlossen, die Konzeptidee mit der Förderung durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zu unterstützen.
Ausgehend von der These, dass die Liebe zu sich selbst die Liebe zu anderen ermöglicht, stellt dieses Projekt die Gegenthese in den Vordergrund: Gewalt gegen sich selbst ist auch Gewalt gegen andere. Wenn die Liebe zu sich selbst erst die Liebe zu anderen ermöglicht, ermöglicht dann die Gewalt gegen sich selbst auch Gewalt gegen andere? Ist die Gewalt gegen andere der Ausdruck mangelnder Liebe zu sich selbst? Wie zeigt sich diese Gewalt? Lässt sie sich in Liebe umwandeln? Ausgehend vom Roman „A Long way down“ von Nick Hornby näherten wir uns diesen Fragen. Themen der seelischen und körperlichen Gewalt an und von jungen Menschen sowie deren Verstrickungen im Alltag wurden dabei mithilfe der künstlerischen Arbeit beleuchtet, überzeichnet und sichtbar gemacht.
Ziel dieses Projekts war die Erarbeitung eines theatralen Work-in-Progress mit Präsentationen auf dieser Grundlage. Dabei werden mehrere Kunstsparten eingesetzt. Es entsteht eine Präsentation, entwickelt durch Improvisationen und Schreibwerkstätten.
In diesem theatralen Work-in-Progress werden dem dramatischen realistischen Spiel auch abstrakte Darstellungsformen gegenübergestellt. Letztere können tiefe unbewusste Ebenen, Träume, Ängste und Muster mit rhythmischen, Interaktionen und Bewegungschoreografien abbilden und erzählen. Instrumentale und gesangliche Elemente sind wichtige Bestandteile der Darstellung.
Die inhaltliche fundierte Auseinandersetzung ist neben der künstlerischen Auseinandersetzung von besonderer Wichtigkeit und gewährleistet eine gesellschaftlich nachhaltige und relevante Wirkung der Arbeit. Die Thematik wird ernsthaft und, kritisch und ehrlich angegangen.
Wichtige Fragestellungen und Aspekte
• Aus welchen Situationen, welchen Mechanismen entstehen Konflikte, Gewalt und Gewalt gegen sich selbst? Wie können sie gemanagt, bearbeitet und gelöst werden?
• Welche Verhaltensweisen und Muster laufen ab und wie werden sie verschärft bzw. eingedämmt? Welche Verletzungen haben zerstörerische Auswirkungen und wie entstehen lebensbedrohliche Engpässe?
• Aspekte der Konformität, der Formalität, des offenen Desinteresses und der Feindseligkeit und die um sich greifende Abwertungskultur
• Umgang mit Wut
• Gesellschaftliche Rolle des Opfers: Verhaltensmusters, Gefühle, Haltung, Sprache und Grundenergie.
• Was brauchte es, um ein stabiles und liebensfähiges Ich zu entwickeln? Wie kann Wertschätzung gegeben und erfahren werden.
Künstlerische Lebensläufe
Caroline Richards
studierte Englische Literatur an der Universität in Edinburgh und Schauspiel an der Ecole Internationale de Theatre, Jacques Lecoq, in Paris. Seit 1991 lebt sie in Österreich und arbeitet als Schauspielerin an verschiedenen Theatern u.a. Salzburger Landestheater, Komödienspiele Porcia, Stadttheater St. Pölten, Theater für Vorarlberg, Klagenfurter Ensemble. Zuletzt war sie fünf Jahre lang Ensemblemitglied am Landestheater für Niederösterreich. Als Regisseurin hat sie am Landestheater Niederösterreich, Jeunesse Wien, Staatstheater Innsbruck und die Theater Achse inszeniert. Sie ist künstlerische Leiterin von Taka-Tuka, Theater für Kinder. Caroline Richards ist Dozentin an der Schule für Humor in Wien und realisierte Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Langjährige Zusammenarbeit mit den Leoganger Kinderkulturtagen.
Elisabeth Nelhiebel
studierte Theaterwissenschaften und Russisch an der Universität Wien sowie Schauspiel am Franz – Schubert – Konservatorium Wien. Sie war Regiehospitantin bei Klaus Weise am Wiener Burgtheater („Harold und Maude“ von Collin Higgins) und bei Erhard Pauer im Theater Gruppe 80, Wien („Ich bin das Volk“ von Franz Xaver Kroetz).Im Sommer 2006 und 2007 nahm sie an Workshops beim Impulstanz-Festival in Wien, u.a. bei Ted Stoffer, Joe Alegado, Sri Louise und Ismael Ivo, teil. Elisabeth Nelhiebel leitet Workshops „Stimme-Sprache-Bühnenpräsenz“ am Konrad-Lorenz-Gymnasium, Gänserndorf (Niederösterreich). Von 2004 – 2009 war sie im Landestheater Salzburg und der Landesbühne Nord Wilhelmshaven engagiert.
Präsentationstermine
Mittwoch, 21. April 2010 um 11:00 und 15:00 Uhr im kleinen theater, Salzburg
Donnerstag, 22. April 2010 um 11 und 18 Uhr BORG Bad Hofgastein
Freitag, 23. April um 11 und18 Uhr im Stadttheater Hallein
Beteiligte Schulen:
BG und BRG Hallein, BORG Bad Hofgastein. Künstlerische Leitung: Caroline Richards, Elisabeth Nelhiebel / Organisation, Projektträger: kleines theater – Verein Zentrum für Theater und Kultur / Mitwirkende Lehrerinnen: Mag. Ingrid Baunagl und Mag. Huberta Kargl (BORG Bad Hofgastein) sowie Mag. Sybille Walser-Filipp und Mag. Ines Schütz (BG/BRG Hallein).
Textbeispiele aus der Schreibwerkstätte in Hallein
Selbstmord …
Eigentlich ein schönes Wort, würde das, was sich dahinter verbirgt nicht so schrecklich sein und würde ich nichts damit zu tun haben.
Was ich damit zu tun habe?
Ich habe schon oft daran gedacht mich umzubringen. Wieso? Weil ich mir denke, wieso ein Leben leben, wenn ich es nicht perfekt kann.
Ich bin eine Perfektionistin, aber jetzt befinde ich mich in einem tiefen Loch. Ich habe versagt. Ich wollte ihn retten, aber ich konnte es nicht.
Nicht einmal so halbwegs. Ich habe seinen Tod nicht verhindern können. Oder hätte ich, wenn.. ?
DAS bringt mir jetzt auch nichts mehr. Nichts kann ihm mehr helfen. Und mir auch nicht…
Ich fühle mich zu schuldig. Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin nicht perfekt und das werde ich auch nie sein.
Das war es für mich, es tut mir Leid euch enttäuscht zu haben.
Ich liebe euch.
Textbeispiel aus Bad Hofgastein
„Wir sollten zusammenkommen“
Teresa: Vielleicht sollten wir reden?
René: Warum? Sollen wir uns gegenseitig volljammern?
Teresa: Du bist so ein Arschloch.
Tabea: Sagst du solche Sachen auch zu Hause?
Teresa: Depperte Funsn.
René Was bist’n du für eine Zecke!
Teresa spuckt ihn an
René will ihr an die Kehle
Martin geht dazwischen und trennt die beiden
Stille.
Martin: Ich weiß nicht, was es schaden kann, wenn wir unsere Erfahrungen teilen.
René: Wer will sich schon mit dir deine Erfahrungen zu teilen?
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Es ist schon seit langem bemerkenswert, wie gut so manche Theaterproduktion in Schulen ist. Schade dass darüber in den Medien so wenig berichtet wird. Umso mehr freut es mich, von dieser Kooperation mit dem Kleinen Theater in Salzburg zu hören. Es war, soviel ich mich erinnern kann, auch schon hin und wieder etwas im Schauspielhaus.
LG Cordula