Markus Hufnagl: „Gatto“

Orgel in La Madeleine, Paris

Orgel in La Madeleine, Paris

Die CD „Gatto“, erschienen beim Label „Extraplatte“, zählt zu den ambitionierten Tonträgern, die sich neben einer geschmackvollen Musikauswahl auch durch ein interessantes Konzept auszeichnen. Der St. Pöltener Organist Markus Hufnagl setzt sich mit diesem CD-Projekt für die Erhaltung der Instrumente der niederösterreichischen Orgelbauer-Dynastie Gatto ein.

Von Siegfried Steinkogler

Wer aber waren die wichtigsten Vertreter dieser Orgelbaufamilie? Ignaz Gatto der Ältere (1708-1786) brachte seine Werkstätte in Krems durch unermüdlichen Einsatz zu hohem Ansehen. Er realisierte den Bau einer Vielzahl von kleineren und mittelgroßen Orgeln und war mitbestimmend und prägend für den Stil des Orgelbaus seiner Region in seiner Zeit. Der Höhepunkt seiner beruflichen Tätigkeit war die Errichtung der Stiftsorgeln von Göttweig, Lilienfeld und Kleinmariazell in den 1760er Jahren, die jedoch nicht erhalten sind.

Sehr wohl erhalten blieben die Orgeln in den Kirchen von Haitzendorf, Weißenkirchen in der Wachau, Gansbach und Kirchberg am Wagram – die beiden ersten noch von Ignaz Gatto des Älteren gebaut, die beiden letztgenannten von Joseph Gatto dem Älteren und Joseph Gatto dem Jüngeren, ihres Zeichens Sohn und Enkel Ignaz Gattos des Älteren. Auf jeder dieser vier Orgeln spielt Markus Hufnagl – der jeweiligen Disposition gemäß – Werke, die schon zu Zeiten deren Errichtung darauf gespielt wurden. Allen voran die Toccaten von Georg Muffat (1653-1704) aus dem „Apparatus Musico Organisticus“ (1690), sowie Orgelwerke seines namhafteren Komponistenkollegen Johann Sebastian Bach (1685-1750) wie etwa „Jesu, meine Zuversicht“ oder die „Fuga sopra il Magnificat“.

Den größten Raum nimmt hingegen die Musik Georg Muffats ein, einer schillernden Musikerpersönlichkeit seiner Zeit. Geboren in Savoyen, ausgebildet bei keinem geringeren als Jean Baptiste Lully in Paris und persönlicher Vertrauter des gefeierten Arcangelo Corelli, war er sowohl mit dem französischem als auch italienischem Kompositionsstil seiner Zeit bestens vertraut. Seine erste fixe Anstellung erhielt er in Salzburg als Domorganist bei Erzbischof Max Gandolf Graf von Kuenburg, wo er u.a. zahlreiche Orgelwerke schuf. Von Salzburg und seiner zweiten Wirkungsstätte Passau aus, verbreiteten sich seine Werke, die sich beispielsweise auch im Notenarchiv der Pfarrkirche Haitzendorf fanden. Seine mehrteiligen Toccaten waren als Musik für die Messfeier gedacht, wo die verschiedenartigen Teile an passenden Stellen eingesetzt werden konnten.

Von Joh. Seb. Bach sind es weniger die wuchtigen Toccaten und Fugen, sondern vielmehr Stücke intimeren Charakters, die der Organist als geeignet für den Klang der historischen Instrumente empfunden hat, wie es überhaupt zu den Vorzügen dieser CD gehört, Werke alter Meister quasi im Originalklang erleben zu können. Für Orgelkundige befindet sich im Booklet eine genaue Beschreibung aller vier Orgeldispositionen, ja sogar die Registrierungen aller sich auf der CD befindlichen Stücke sind angegeben – und das Auge darf sich an den gelungenen Ansichten dieser gut erhaltenen Orgeln erfreuen.

Fazit: Es ist ein volles Vergnügen Markus Hufnagl auf den Gatto-Orgeln, diesen altehrwürdigen Zeitzeugen des Barock mit ihrer besonderen Klanglichkeit zu lauschen – und das gilt für den unbedarften Musikliebhaber wie für den Orgelkenner in gleichem Maße!

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