„Martha“ – Wirklich „Ach, so fromm, ach, so traut“?

„Martha“ – Wirklich „Ach, so fromm, ach, so traut“?

Friedrich von Flotows romantisch-komische Biedermeieroper zählte einst zu den meistgespielten Opern weltweit. Christiane Lutz verlegt die Handlung in die Gegenwart und macht aus dem „Markt zu Richmond“ ein Job Center in London. Zwei gelangweilte, reiche junge Damen machen sich einen Spaß und geben sich als Arbeitssuchende aus. Das führt natürlich zu Verwicklungen. Die wunderbar leichte Oper mit den vielen bekannten, eingängigen Melodien sorgte bei der Premiere am 15. März 2025 im Salzburger Landestheater für Begeisterung.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Schon die schwungvolle Ouvertüre verheißt eine unterhaltsame Oper. Harriet feiert Geburtstag und chattet mit ihren Freundinnen. Doch richtig glücklich ist sie nicht, es fehlt der geeignete Mann. So durchstöbert sie mit ihrer Freundin Nancy das EliteDating-Portal. Harriets Verehrer, Lord Tristan, hat jedoch eine bessere Idee. Er verspricht echte Liebesabenteuer und begleitet die beiden in ein Job Center.

Harriet und Nancy nennen sich nun Martha und Julia und ziehen sich flippige Kleidung an. Sie werden von den Brüdern Plumkett und Lyonel als Hilfskräfte für ihren Fahrradshop angestellt. Leider wissen die Damen nicht, dass sie sich damit für ein ganzes Jahr unwiderruflich zu diesem Dienst verpflichten. Der sanfte Lyonel verliebt sich spontan in Harriet. Diese ist aber wenig begeistert und lacht ihn aus. Tristan verhilft den Ladys zur Flucht. Lyonel gibt jedoch nicht auf, er will seine große Liebe wiederfinden. Ein zufälliges Aufeinandertreffen führt aber zu einer herben Enttäuschung und großen Kränkung. Als Harriet erfährt, dass Lyonel eigentlich ein Lord ist, wendet sich das Blatt. Doch nun will der verschmähte Liebhaber nicht mehr: „Diese Hand, die will ich nicht. Heuchlerin, ich hasse dich!“ Da muss sich Harriet wohl etwas anderes einfallen lassen.

Das Problem mit den Standesunterschieden hat sich heute etwas geändert. War es früher Geburtsadel, so ist es heute meist der Geldadel. Harriet (Nicole Lubinger) singt dem sanften, schwer verliebten Lyonel (Luke Sinclair) zwar das romantische alte Volkslied von der letzten Rose vor, doch ein einfacher Arbeiter kommt für sie nicht in Frage. Etwas robuster ist Lyonels Bruder Plumkett (George Humphreys). Er hat mit der frechen Nancy (Mona Akinola) eindeutig die passende Partnerin gefunden. Lord Tristan (Daniele Macciantelli) fühlt sich im Arbeitermilieu absolut fehl am Platz und ist mit den selbstbewussten Damen schwer überfordert.

Natascha Maraval (Bühne) sorgt mit Designerwohnung, trostlosem Londoner Arbeiterviertel, Werkstatt und urigem englischen Pub stets für das passende Ambiente. Dass die Arbeit mit einem Bier in der Hand besser gelingt, beweist Plumkett mit seinem „Porterlied“.

„Hurra dem Hopfen,
hurra dem Malz,
Sie sind des Daseins
Würz‘ und Salz.
Hurra! Tralala!“

Der Chor des Salzburger Landestheaters tummelt sich auf der Suche nach Arbeit vor dem Job Center. Die Damen dürfen aber auch mit kleinen Geweihen im Haar kräftig auf einem Polterabend feiern. Im Original handelt es sich ja um einen Jagdausflug.

Souverän führt Tobias Meichsner das Mozarteumorchester Salzburg durch diese Erfolgsoper, die nach der Uraufführung 1847 schnell große Popularität erlangte. Mit ihren zahlreichen Ohrwürmern zählt sie zu den absoluten Höhepunkten des Genres Spieloper. Flotows Musik ist beeinflusst von der Opéra comique, Jacques Offenbach und Gaetano Donizetti. Ein heiterer, beschwingter Opernabend, der auch Operneinsteigern und jüngerem Publikum sehr zu empfehlen ist.

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