Martin Meyer: Die Orgelbauerin

Martin Meyer

Martin Meyer | Foto: © Manuela Obermeier/ Gmeiner Verlag

Martin Meyer: Die Orgelbauerin

Autor: Martin Meyer
Titel: Die Orgelbauerin – Roman
ISBN: 978-3-8392-0687-4
Verlag: Gmeiner-Verlag GmbH
Erschienen: 09.10.2024

Klappentext:

Weimar, 1919. Paula, Tochter eines Orgelbau-Unternehmers, will unbedingt selbst Orgelbauerin werden. Sie geht bei Hans Meichelbeck, der sich im Streit von Paulas Vater getrennt und eine eigene Orgelbauwerkstatt gegründet hat, in die Lehre.

Inspiriert vom Weimarer Bauhaus, denken Hans und Paula das alte Handwerk neu. Paula freilich sieht sich als weit und breit einzige Frau im Orgelbau insbesondere mit familiärem Widerstand konfrontiert. Kann sie dem Gegenwind trotzen?

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Bereits als Kind zieht es Paula, die Tochter des Orgelbau-Unternehmers Theodor Bertram, in die Werkstatt ihres Vaters. Sie ist fasziniert von den Orgelpfeifen. Trotz des Verbots ihres Vaters, der sie nicht in der Werkstatt sehen will, setzt sie sich durch. Unterstützung erhält sie von Hans Meichelbeck, einem Orgelbaugesellen, der im Unternehmen ihres Vaters arbeitet. Doch nach einem Streit mit Paulas Vater verlässt Hans die Bertram’sche Firma und gründet sein eigenes Orgelbau-Unternehmen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gilt es als absolutes Tabu, dass Frauen das Handwerk des Orgelbauers erlernen. Dennoch wird Paulas kindliche Leidenschaft im Erwachsenenalter noch stärker. Sie träumt davon, die erste weibliche Orgelbauerin in Deutschland zu werden.

Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beginnt die kämpferische junge Frau – allen Widerständen zum Trotz – zunächst eine Tischlerlehre bei Hans Meichelbeck. Mit viel Geschick und Hingabe macht sie sich ans Werk. Für Paula ist dies der erste Schritt zu ihrem Traumberuf. Denn sie weiß: Nur, wenn sie diesen mühsamen Weg wagt, kann sie herausfinden, ob er bewältigbar ist.

Ein großartiger Roman über eine starke, emanzipierte Frau, deren große Liebe sich nicht nur auf Orgeln beschränkt.

Der Roman erzählt eine fiktive Geschichte, die jedoch auf den realen Gegebenheiten dieser Zeit basiert. Die Gesellschaftsordnung des frühen 20. Jahrhunderts hat die Rolle der Frauen klar definiert. Der Orgelbau ist eine reine Männerdomäne, aus der Frauen gesetzlich ausgeschlossen sind. Doch es sind Frauen wie Paula, die zu Vorkämpferinnen der heutigen Errungenschaften wurden.

Trotz ihrer Entschlossenheit besitzt Paula eine mitfühlende, weibliche Seite. Ihre Loyalität und Treue gegenüber nahestehenden Menschen sind herausragende Eigenschaften. Oft stellt sie ihre eigenen Ambitionen zurück, ohne dabei ihr Ziel aus den Augen zu verlieren.

Das Buchcover passt hervorragend zum Inhalt, und die Einleitung führt stimmig in das Geschehen ein. Der Text ist flüssig, gut lesbar und die Handlung leicht nachvollziehbar. Der Autor hat gründlich recherchiert und beschreibt die Zeit der großen Rezession und Hyperinflation authentisch und eindrucksvoll. Auch das Thema Orgelbau wird mit spannenden und verständlich erklärten Fakten beleuchtet.

Das versöhnliche Ende rundet den Roman auf schöne Weise ab.

Ein sehr spannendes, interessantes und authentisches Buch, das ohne große Dramen auskommt und dennoch von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.


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