Zu Allerheiligen gedenken wir unserer Verstorbenen. Wir aktivieren die Bilder in unserem Kopf, an die Personen, die sie zu Lebzeiten waren.

Von Anna Lemberger
Aber denken wir auch an unseren eigenen Tod? Allzu gerne verdrängen wir das Wissen um unsere Sterblichkeit.
Für gläubige Menschen mag der Gedanke an den Tod, mit einer Auferstehung, einem Weiterleben oder einer Wiedergeburt danach, einen anderen Stellenwert haben, als für Menschen, die im Atheismus ihr Auslangen finden.
Seit ich weiß, dass mein Dasein einen Sinn hat, weil ich durch mein Wirken Positives im Leben anderer Menschen bewirken konnte, ist die Frage nach einem Weiterleben nach meinem Tod unwichtig geworden. Denn ich hinterlasse Spuren im Diesseits.
Als Pflegeleitung in einem Seniorenheim wurde ich oftmals Zeugin von nicht ganz freiwilliger Übersiedlung einiger BewohnerInnen in das neue Zuhause. Aber ein Leben alleine in der Wohnung war einfach nicht mehr möglich und somit blieb nur mehr die Übersiedlung in ein betreutes Wohnheim.
So auch Herr P. , dem auch aufgrund einer Demenzerkrankung die Einsicht in die Notwendigkeit dieser Maßnahme fehlte.
Unter großen Gefahren machte er sich immer wieder auf den Weg „nach Hause“ und landete entweder im Krankenhaus, wurde von Polizei, Rettung, Taxi zurückgebracht oder musste von mir dem Auto vor der verschlossenen Wohnungstüre abgeholt werden.
Als er bei seinem nächsten Ausflug das, von mir geschenkte, Katzenbuch fein säuberlich in Zeitung eingepackt mit auf seinen Weg nahm, wusste ich was zu tun ist.
Ich suchte eine Katze und wurde fündig: Ein Tierärztin suchte für ein schwer verletztes und nach einer OP gehandicaptes Kätzchen einen Pflegeplatz mit ganz vielen Streicheleinheiten.
Wenige Tag später zog die Mieze bei Hr. P. ein und der „verzweifelte Wanderer kam in seinem neuen Zuhause an“. Er hatte eine neue Aufgabe gefunden – die Versorgung und die Liebe zu seiner Mieze (so nannte er sie auch) machten aus dem unliebsamen Altenheimzimmer ein geliebtes Zuhause. Nie wieder machte er sich auf dem Weg nach Hause, denn er war bei seiner Mieze daheim.
Sogar seine Orientierung und Beweglichkeit wurden wieder wesentlich besser. Und als er nach einigen Tagen Krankenhausaufenthalt wieder in sein Zimmer zurückkam, sah er Mieze und sagte: „endlich wieder daheim“.
Hr. P. ist schon vor einigen Jahren gestorben und Mieze hat ein neues liebevolles Zuhause bei Katzenfreunden gefunden.
Das ist eine von vielen Geschichten, die meinem Leben Sinn und Liebe geben. Und immer wenn ich an eine dieser wunderschönen Geschichten in meinem Leben denke, weiß ich, dass ich Spuren gesetzt habe.

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