Der Chefkoch und Teufelstrommler aus der Wallerseestadt Seekirchen ist noch einmal unter die Krimiautoren gegangen. Wir veröffentlichen heute seinen zweiten Kurzkrimi. Auch diesmal ist es besser für das Verständnis des Textes, wenn der LerserIn den Flachgauer Dialekt mit Seekirchner Aussprache versteht.
Die Sau
Der ganze Ort war betroffen. Als der Bäckermeister den Feuerwehrhauptmann fand, graute schon der Morgen. Der Feuerwehrhauptmann steckte kopfüber in einem Kanalschacht, der Deckel lag nebenbei. Ihm war die Hose heruntergezogen worden und auf seinem nackten Hintern war mit Lippenstift in Großbuchstaben das Wort – SAU – hingeschrieben.
Gretzlhuber, der Komissar war kurz nach 5h Früh geweckt worden und stand jetzt griesgrämig am Tatort. Er fuhr mit dem Zeigefinger über die Schrift am Arsch des Kommandanten und roch daran.
Ja, Lippenstift.
„ I red mal mit der Frau des Opfers.“
Die wohnte gleich ums Eck und der Gretzlhuber klingelte und betrat das Haus.
„Ja, das tut mir leid Frau Klausinger, aber i muß ermitteln. Was habens denn da für einen schönen Lippenstift aufgetragen?“
„Schluchz,mei halt a bissl hergricht hab i mi, wenn scho da Herr Kommisar kimmt. Des is a L’Oréal Color Riche, den krieg i immer von meiner Schwester. Die arbeit beim DM.“
„Na sowas. Und wer nimmt den no her?“
„Ja neamt natürlich. I leich do net mein Lippnstift her!“
„Und wo bewahrns den normalerweise auf?“
„Der is immer im Bad in mein Schminkdoserl. Oba heut Früh is a danebn glegn, komisch.“
„Aha. Und wer war no auf, heut in da Früh?“
„Ja mei Schwaga. Der hat si scho an Kaffee gmacht, weil a zeitig ind Arbeit muß.“
„Aha. Und ihr Schwester, wo is die?“
„Die miaßat obn sein.“
„Dann geh i mal gschwind aufe“.
„Glei die Tür links, nach da Treppn.“
Klopf, klopf.
„Wer issn?“
„Polizei! Aufmachn!“
Die Tür geht auf und a fesche Blondine sagt:
„Kommens eine.“
Der Gretzlhuber schaut si in da Wohnung um.
„Griaß ihnen Frau …. ? Wo issn s Schlafzimmer?“
„Meilberger is mei Name. Da glei links. Aba s is net zammgramt.“
„Des macht nix Frau Meilberger. Ja was isn da für a rota Fleck auf da Tuchend?“
„Na sowas. A rota Fleck. Keine Ahnung.”
Der Gretzlhuber fahrt mitn Finger drüber, riecht dran und sagt:
„Des is ja a Lippnstift!“
„Des gibt’s net. I nimm oiwei nur Labello!“
„I wett des is a L`Oreal Color Riche, gell?”
Die blonde Schwester von da Frau Klausinger wird blass.
„Wia kummans denn auf des, Herr Komissar?“
„Gebns oiss zua Frau Meilberger, ihr Mann hat scho gschtandn.“
Die Tränen schießen der Frau Meilberger aus die Augn:
„I hab eams glei gsagt, des geht net guat.“
„Was geht net guad?“
„Ja dass er eam mitn Lippnstift von meina Schwesta – SAU – am Oasch aufeschreibt.“
„Und vorher hatan umbracht, ihrn Schwaga, den Klausinger ha?“
„Na, na Herr Komissar. Lassns mi erklärn. Der Mann von meiner Schwesta wollt den Kanal kontrolliern, is anscheinend ausgrutscht, vornüber eine gfalln und darsoffn. Mei Mann hatn gfundn, is wieder hoam, hat si den Lippnstift von meiner Schwesta gholt, eam d Hosn obezogn und des higschriebn. Weil er so a Sau war, der Klausinger! Der is oiwei die kloan Feuerwehrlehrling nachgstiegn und hat eana gsagt, zerscht miassns moi sein Schlauch putzn, dann derfns erst an die Spritzn. Ja und da Sepp mei Mann, hat des spitz kriegt. Und weil da Lippnstift im Bad rumglegn is, hat ern hergnomma. Normalerweise isa eh im Doserl. Und dann is er no mit den Lippnstift zu mia kemma, und hat ma a Bussl gebn. Da werda bei da Tuchend ankemma sein. I hab eam eh gsagt, tuas net, oba er hat gmoant, dera Sau gibtas jetzt.“
Der Gretzlhuber war enttäuscht. Er hätt si scho auf an richtign Mord gfreut.
Dem Sauschreiba wars dann a zbled, oba er hat zwoa Monat bedingt kriegt, wegn Leichnschändung. Seit dem is in unserm Ort nix mehr passiert.
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