Als Abschlussproduktion des Jahrgangs 2016 des Thomas Bernhard Instituts fand am 5. April 2019 im KunstQuartier die Premiere des für den Mülheimer Dramatikerpreis nominierten Stückes von Enis Maci statt. Die Autorin richtet bei drei äußerst brutalen Verbrechen den Blick weniger auf die Täter als auf den Nährboden von Gewalt.
Von Elisabeth Pichler
Port St. Lucie liegt in Florida am Rande der Sümpfe, hat sieben Golfplätze und sieben Bestattungsunternehmen, also „eine Gruft für die bald zu Begrabenden“. Die Jugend langweilt sich und so folgen viele Taylor Hadleys Einladung zu einer großen Party im Haus seiner Eltern. Dass diese mit einer Spitzhacke erschlagen im Schlafzimmer liegen, weiß niemand. Taylor jedoch sieht darin einen Grund zum Feiern, denn er hat etwas noch nie Dagewesenes getan.
Weil auf die Justiz kein Verlass ist, tötet in einem kleinen Dorf in der Türkei Nevin Yildirim ihren Vergewaltiger, einen Verwandten, der ständig die Abwesenheit ihres Gatten ausnützt, um über sie herzufallen. Sie präsentiert der Dorfgemeinschaft, die über sie gelästert hat, dessen Kopf mit den Worten: „Spielt nicht mit meiner Ehre!“
In Dinslaken im Ruhrgebiet herrscht Arbeitslosigkeit. Die Jugendlichen haben keine Perspektive und so sympathisieren sie mit den Salafisten, die auf Internetplattformen mit brutalen Bildern und Videos prahlen. Der junge Nils Donath schließt sich ihnen an und geht nach Syrien, wo er auf Geheiß des IS angebliche Spione verhört. Jetzt aber steht er selbst vor Gericht.
Die zehn Schauspielstudierenden des Jahrgangs 2016 stehen kurz vor ihrem Abschluss und dürfen in …
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