Autoren: Andre Müller-Jekosch, Marcel Riepegerste
Titel: Stich ins Leben – Crime Drama
ISBN-13: 979-8374378184
Verlag: Independently Published
Erschienen: 31. 01. 2023
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Klappentext
April 2006. Das Wetter ist schön, der Dienst in einer forensischen Klinik ruhig. Bis ein neuer Patient aufgenommen wird. Was niemand weiß: Er hat ein Messer bei sich und ist fest entschlossen zu töten.
Andre Müller-Jekosch, damals Stationsleiter, erzählt zusammen mit dem Autor Marcel Riepegerste seine wahre Geschichte. Über den schlimmsten Tag seines Lebens, den tiefen Fall in Drogenmissbrauch und Traumatisierung und den langen Weg zurück in ein glückliches Leben.
»Stich ins Leben« ist eine Mischung aus biographischer Erzählung, einem wahren Kriminalfall und dem Drama eines verzweifelten Lebens.
Rezension von Anni Lemberger
Als Andre 1996 nach Beendigung seiner Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger von seinem Arbeitgeber genötigt wird, ohne besondere Zusatzausbildung im Bereich der forensischen Psychiatrie zu arbeiten, macht er sich bezüglich Gefährlichkeit seiner Tätigkeit wenig Gedanken. Er nimmt einfach an, weil er keine andere Alternative hat.
10 Jahre später hat er seine Arbeit lieben gelernt und kämpft für eine menschenwürdige Unterbringung und Betreuung „seiner Patienten“. Bis zu jenem fatalen Tag im April 2006.
Als ein Patient mit paranoider Schizophrenie, der am Vortag eine Oberärztin in der Klinik lebensgefährlich verletzt hat, nach einem Tag Inhaftierung wieder in die Forensik zurückverlegt wird, gehen die beiden Pfleger davon aus, dass der Wahnkranke bezüglich Waffen in der Haft untersucht wurde und ihm diese gegebenenfalls abgenommen wurden. Ein fast tödlicher Irrtum, wie sich bald herausstellte.
Ich bin auf dieses Buch durch eine Onlinewerbung aufmerksam geworden. Weil ich mich selber viele Jahre mit dem Gedanken getragen hatte, als Krankenschwester eine Tätigkeit in einer „Abteilung für abnorme Straftäter“ anzutreten, war für mich klar, dass ich dieses Buch lesen „muss“, denn selber war ich letztendlich, wie ich jetzt weiß – glücklicherweise, zu wenig motiviert für die benötigte Zusatzausbildung.
Der Krankenpfleger Andre hatte bereits seit seiner Ausbildung ein latentes Problem als „Polytoxikomane“ (gleichzeitiger Missbrauch verschiedener suchtmachtender Substanzen), aber er verlor nie die Kontrolle darüber, bis zu seiner schweren Verletzung, die ihm von einem wahnhaften Patienten im Tötungsrausch beigebracht wurde.
Als Folge dieses Angriffs erkrankte er an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung und erlitt dadurch einen völligen Kontrollverlust über die Drogen. Er stürzte danach vollends in die Sucht ab. Erst die Erkenntnis, dass er Hilfe braucht und die Begegnung mit seiner Traumatherapeutin zeigten ihm den Weg in die richtige Richtung.
Gemeinsam mit dem Autor Marcel Riepegerste schrieb er jetzt seine Lebensgeschichte auf.
Eine sehr gut geschriebene „true crime“ Geschichte, die sowohl aus persönlicher (Ich-) Perspektive, als auch aus der Zeugen- und Interviewperspektive beobachtend erzählt wird. Die Handlung ist schlüssig und gut nachvollziehbar.
Vor allem aber holt diese Schilderung einen Personenkreis vor den Vorhang, über den wenig bekannt ist: Menschen, die berufsbedingt mit einer Tätergruppe arbeiten, die durch eine Krankheit straffällig geworden sind. Es handelt sich vielfach um abnorme Persönlichkeiten und/oder psychisch Kranke mit verminderter oder fehlender Schuldfähigkeit, von denen die Öffentlichkeit aufgrund ihrer Gefährlichkeit aber geschützt werden muss.
Wer sind die Ärzte, Therapeuten, Pflegepersonen und Psychologen, die es schaffen mit kranken, hoch aggressiven Menschen menschenwürdig und wertschätzend zu kommunizieren? Einer davon war Andre Müller-Jekosch und seine Geschichte verändert dauerhaft meine Meinung über den Maßnahmenvollzug.
Ein absolut lesenswertes Buch, weil es den Blick hinter Mauern zulässt, die normalerweise diese Sicht verdecken.
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