Unabhängige Kulturzeitung Marchfeld – Herausgegeben vom Forum-Z
Die Frau der Bajuwarenzeit
Nur wenige schriftliche Quellen berichten über die Geschichte der Bajuwaren, die vor 1400 Jahren das Land zwischen Donau und Alpen besiedelt haben. Über die Rolle der Frau in Familie, Wirtschaft und Gesellschaft finden sich darin nur wenige Andeutungen. Erst die Ergebnisse der großangelegten Grabungen, die in den letzten Jahrzehnten in Bayern und Österreich durchgeführt wurden, ermöglichen es, ein schärferes Bild vom Aussehen, der Tracht und der Tätigkeit der bajuwarischen Frau zu zeichnen.
Mode und Schmuck
Die modebewußte Frau trug in bajuwarischer Zeit das Haar aufgesteckt; goldene Haarnadeln, die bisweilen prächtig verziert waren, finden sich in vielen Gräbern. Bluse oder Unterhemd wurden mit zwei kleinen Fibeln unterhalb des Halses geschlossen. Wer es sich leisten konnte, besaß Kleinfibeln in Form von Adlern, Scheiben oder Broschen, die reich mit dem beliebten aber teuren Halbedelstein Almandin, der aus Byzanz importiert wurde, besetzt waren.
Das verhältnismäßig lange Kleid wurde unterhalb des einfachen Gürtels von zwei großen Bügelfibeln gehalten. Am Gürtel waren Amulettgehänge befestigt, an denen die Frauen neben Geräten des täglichen Bedarfs wie Scheren, Kämmen und Messern auch Amulette der verschiedensten Art trugen: aus Afrika importierte Kaurimuscheln galten als Symbol für die Fruchtbarkeit, Reste von Kettenhemden sollten symbolisch die bösen Geister fernhalten. Zierscheiben aus Bronze mit vielfältigen Motiven, die bisweilen in Elfenbeinringe gefaßt waren, dienten auch als Besatz von Handtaschen. Die Wadenbinden- und Strumpfbandgarnituren aus Lederriemchen oder Stoff waren mit schön gearbeiteten Riemenzungen verziert. Die Füße steckten in Schuhen aus einfachem Leder, die anfangs geschnürt waren und später von silbernen Schnallen geschlossen wurden.
(Auszug aus dem Leitartikel von Univ. Prof. Dr. Heinz Dopsch, Institut für Geschichte Universität Salzburg)
Aus dem Inhalt:
- Seite 3 – Die Glasbläser von Bürmoos | Roman und Wirklichkeit
- Seite 4 – Sich frei schwimmen | Beim Schmida-Lyrik-Festival im Weinviertel
- Seite 5 – B 46 Straße der Kultur?
- Seite 6 – Der Mensch lebt nicht vom Brot allein | VHS-Laa
- Seite 7 – Neues Museum – Alte Hofmühle Hollabrunn. Zwei Gedenkausstellungen: 1938 Davor – Danach – Wegmüssen
- Seite 10 – Literatur im Aufwind
- Seite 11 – Forum-Z Jahresgabe 1988
- Seite 12 – Anteringer Laientheater aus dem Salzburger Flachgau
- Seite 14 – Impressum
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