Christoph Ransmayrs aktualisierte Fassung von Homers Odyssee feierte in der bildgewaltigen Regie von Robert Pienz am 19. März 2015 im Schauspielhaus Salzburg ihre Österreichische Erstaufführung. Erschöpft kehrt der siegreiche Held nach 20 Jahren Krieg und Irrfahrten in seine Heimat zurück und erkennt das Land nicht wieder, das während seiner Abwesenheit im Chaos versunken ist.
Von Elisabeth Pichler
Zusammen mit den Schatten der gefallenen Kameraden und getöteten Gegner spült das Meer Odysseus an Land. Vor diesen Untoten, einem Chor der Krüppel und Gefallenen, gibt es kein Entrinnen. Die Heimat empfängt ihn nicht gerade freundlich. Athene, eine resche Strandläuferin und Herrscherin über die Schweinebucht, erkennt den König zwar sofort, doch überschüttet sie ihn mit Vorwürfen. Sie macht ihn, den „Städteverwüster“, verantwortlich für die finsteren Zeiten. Das Volk sei verarmt, die Berge Schutthalden, es herrsche „Friedhofsfrieden“.
Dagegen erkennen die in das makabre Kartenspiel „Schlachten“ vertieften Hirten ihren König in dieser armseligen Gestalt nicht wieder. Auch für seinen Sohn Telemach, den er zuletzt als Kleinkind gesehen hat, ist Odysseus ein Fremder.
Bei der Ankunft im Königspalast muss er mitansehen, wie machtgierige Reformer um seine Gattin Penelope buhlen. Das kann und will er nicht hinnehmen und so kommt es zu einem blutigen Gemetzel, das seinem Sohn die Unschuld raubt. Penelopes Vorwürfe zwingen ihn dazu, abermals die Heimat zu verlassen. „Du hast ihm das Schlimmste angetan, was ein Vater seinem Sohn antun kann, Odysseus, Verbrecher, du hast ihn zu deinesgleichen gemacht.“
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