Im Februar 2000 lernten sich zwei junge Menschen in einem Chatroom
(Gesprächsforum im Internet) kennen und beschlossen gemeinsam Selbstmord
am Prekestolen-Felsen in Norwegen zu begehen.
Basierend auf diesem realen Vorfall schrieb Igor Bauersima das Stück
Norway.today, in dem er versucht, die Gründe dieser beiden Menschen und
die letzten Stunden vor dem Suizid zu skizzieren.
Das Stück beginnt mit dem Chat, bei dem Julie mitteilt, daß sie sich
umbringen will, und einen Partner für den Selbstmord sucht. August
antwortet ihr und die beiden beschließen zu diesem Zweck nach Norwegen zu
fahren. Die Gründe für diesen Schritt sind sehr unterschiedlich. Julie
reicht es, sie will nicht mehr von vorne anfangen. Für August ist alles „fake“
(Schwindel, Täuschung).
"Das einzige das Bestand, hat ist Langeweile“ sagt er.
Als die Zwei die Klippe erreichen, kommt es im Angesicht des realen Todes
jedoch zum Streit. Denn erst jetzt lernen die beiden sich kennen und
versuchen, die Motive des jeweils anderen für diesen Schritt zu
erforschen. Und so unterschiedlich diese beiden Menschen sind, so wenig
Verständnis bringen sie für die Beweggründe des anderen auf.
Norway.today beschreibt einen Teil der Jugendkultur, die sich in den
letzten Jahren entwickelt hat: „Chatten statt leben“. Selbst in dem
Moment, in dem sich die beiden sehr nahe kommen, ziehen sie es vor, sich
gegenseitig zu sagen (wie im Chatroom), wie sie sich streicheln, küssen
und lieben würden, statt wirklich Sex zu haben.
Zwei Menschen, die aneinander vorbei reden, obwohl oder vielleicht gerade
weil, sie ständig von sich selbst sprechen, und deren einziger Kontakt
nach außen der Chatroom ist, begegnen einander. Sie erteilen dem Leben
gemeinsam und doch jeder für sich eine Absage.
Michaela Essler
Dorfzeitung
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