Österreichische Naturschutzjugend |
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Haslach: "Bauernmühle" |
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Von
der Notwendigkeit, In
den vergangenen Jahrzehnten hat sich die bäuerliche Kulturlandschaft des
Oberen Mühlviertels tiefgreifend verändert. Traditionelle
Wirtschaftsweisen verschwanden und mußten einer technisierten
Landwirtschaft weichen. Diese Entwicklung verlangt es, mit den noch
verbliebenen naturnahen Lebensräumen viel sorgfältiger als bisher
umzugehen. Dies gilt im besonderen Maß für die Torf-Au, einem 20 ha großen
Feuchtgebiet bei Ulrichsberg an beiden Ufern der Großen Mühl gelegen und
ihrem kulturellen Kleinod, der Berdetschläger Bauernmühle. Die
Torf-Au
– Kulturlandschaft der besonderen Art “Die
Berdetschläger und Seitelschläger Wiesen sind ein letztes Beispiel für
die einst so verbreiteten artenreichen Feuchtwiesen der Mühlviertler Täler,
von denen nach den Meliorationen der letzten Jahrzehnte nichts übrig
blieb!” Die
Torf-Au weist eine typische Mühlviertler Silikatflora auf. Sie wird geprägt
von Quellaustritten, stauenden Vernässungsbereichen, Niedermooren,
Braunseggensümpfen, Bürstlingsrasengesellschaften, Moorbirken -
Schwarzerlenbrüchen,... Die Bürstlingsrasengesellschaften beherbergen
niederwüchsige Pflanzenarten. Neben dem namensgebenden Bürstling wachsen
hier viele selten gewordene Blütenpflanzen wie Arnika, Waldläusekraut,
Niedrige Schwarzwurzel, Kreuzblümchen, u.a.m. Im
Schutzgebiet wurden bisher 65 Vogelarten festgestellt. Etwa ein Viertel
davon wird in den “Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs” als
bedroht ausgewiesen, wie z. B. der Wachtelkönig, der Wiesenpieper, die
Bekassine, die Rohrammer, der Neuntöter und das Braunkehlchen. Das
Braunkehlchen ist kennzeichnend für eine vielfältige Landschaft, wie sie
die traditionelle Landwirtschaft im Mühlviertel geschaffen hat. Durch
Wiesenumbruch, Entwässerung, sowie großflächigen Getreide- und
Maisanbau werden die Lebensräume für diesen typischen Wiesenvogel immer
enger. Schon
in den 50er Jahren zeichnete sich eine deutliche Abnahme des
Birkhuhnbestandes ab. Das letzte Balzgeschehen konnte in der Torf-Au 1981
beobachtet werden. Die
pflanzliche Artenvielfalt in der Torf-Au ist für das hohe Artenvorkommen
von Schmetterlingen von großer Bedeutung. Insgesamt wurden 400
Schmetterlingsarten nachgewiesen. Viele der seltenen und gefährdeten
Arten leben an Laubgehölzen, an den verschiedenen Sumpfgräsern und an
den krautigen Pflanzen der Naßwiesen. Die
Berdetschläger Bauernmühle - Seine
Jugend verbrachte Karl Zimmerhackl, Leiter der Österreichischen
Naturschutzjugend Haslach, in Ulrichsberg. Mit seinen Freunden unternahm
er Wanderungen entlang der Großen Mühl und deren Seitenbächen. Eine
solche Wanderung führte sie auch in die Torf-Au und zur Bauernmühle.
Rundum wurde eifrig an der Einbringung der Heuernte gearbeitet. Aus der Mühle
waren Geräusche zu hören, die auf deren Betrieb schließen ließen.
Mehl- und Getreidesäcke, Holzschäffeln und verstreutes Getreide sind ihm
noch im Gedächtnis. Der
undichte Mühlbach, die reperaturbedürftige Mühleneinrichtung, sowie die
fällige Gebäudesanierung führten 1973 zum Ende des Mahlbetriebes. Die
12 Eigentümer überließen sie ihrem Schicksal und nahmen alles, was
brauchbar war, mit nach Hause. Ende der 70er Jahre war die Mühle bereits
zur Ruine verkommen, Teile des Daches fehlten. Im Inneren der Mühle war
durch eindringendes Regenwasser der Verputz von den Wänden gefallen, die
Holzdecken waren durchmorscht. Der Einsturz des Restdachstuhls war für
den nächsten Winter zu erwarten. Der
Zaunkönig weist den Weg Das
kunstvoll ins Mühlenmauerwerk eingebaute Nest des Zaunkönigs lenkte den
Blick der Naturschützer auch auf die Mühle. Landschaft und Mühle bilden
eine Einheit, die es zu erhalten gilt. Doch bis 1988 gab es keinerlei
Initiativen zur Rettung der Mühle - weder seitens der Bauern, noch von
der Gemeindeverwaltung oder anderer kulturhistorisch interessierter
Personen in der Gemeinde Ulrichsberg. Vielmehr wurde schon vom
Einplanieren der Mühle gesprochen. Damit wäre eine der letzten Bauernmühlen
aus der Mühlviertler Landschaft verschwunden und mit ihr ein wertvoller
Erfahrungsschatz unserer Vorfahren. Die
önj Haslach kauft Teile der Au Bereits
im Jahre 1983, zu Beginn der Grundzusammenlegung, wurden zum Schutz der
Torf-Au von der Österreichischen Naturschutzjugend Haslach, vom Österreichischen
Naturschutzbund und vom Rotary Club Rohrbach mit den Bauern aus den
Ortschaften Seitelschlag und Berdetschlag Pachtverträge auf 3 Jahre
abgeschlossen. Seit 1987 wurden von der Österreichischen
Naturschutzjugend Haslach einzelne Grundstücke erworben. Die önj Haslach
kaufte vorerst Grundstücke außerhalb der Torf-Au. Durch einen Flächentausch
kamen dann die ökologisch wertvollsten Flächen in den Besitz der önj
Haslach. Wässerwiese, alte Torfstücke, Feuchtwiesen, Trockenwiesen,
Quellmoore, Birkenwald, Hecken und Altarme ergeben zusammen die beachtlich
große Fläche von 17 ha. Tausch
und Kauf von Grundstücken wurden durch den Prozeß der
Grundzusammenlegung (Agrarbezirksbehörde Linz) wesentlich erleichtert.
Mit 32 verschiedenen Grundbesitzern wurden Kaufverträge abgeschlossen. Ziele des Schutzprogrammes der önj
Haslach Durch
den Abschluß von Pflegeverträgen mit den Bauern und eine Ausweisung als
Naturschutzgebiet wird die langfristige Sicherung der Torf-Au gewährleistet.
Ziele des Schutzprogrammes für die Torf-Au sind vor allem:
Damit
soll vor allem der Lebensraum, für die erwähnte einzigartige Fauna und
Flora der Torf-Au, erhalten bleiben. Zusammenfassung: „So
wie der Vogelkundler das Vogelnest nicht außer acht lassen kann, wenn er
die Lebensweise des Vogels verstehen will, so können wir die Geschichte
des Bauernstandes nicht verstehen, wenn wir nicht auf die Landschaft
schauen.“ Landschaft
hat Geschichte. Schon die Bezeichnung Torf-Au erinnert an den einstigen
Torfabbau. Torf wurde zur Befeuerung der Dampfkessel für die
Dreschmaschinen verwendet. Auf einem 2,5 ha großen Wiesengrundstück wird
noch die früher im gesamten Mühlviertel übliche Form der Wiesenbewässerung
zur Düngung in traditioneller Weise durchgeführt. Naturparadies
Torfau: 400 verschiedene Schmetterlinge und 65 Vogelarten bestätigen die
Vielfalt dieses ca. 20 ha großen Feuchtgebietes. Die Berdetschläger Mühle
am Rande der Torf-Au, hat eine wechselvolle Geschichte. Seit 1973 war sie
dem Verfall preisgegeben. Nun ist sie wieder zur Gänze renoviert. Mit der
Instandsetzung eines Teiles des Mühlbaches wurde die Mühle wieder in
Betrieb genommen. Das
Räderwerk der Landschaftszerstörung hat dem Oberen Mühlviertel schon
zahlreiche Wunden geschlagen. Dabei stehen schöne und unberührte
Landschaften wie die Torf-Au auf der Wunschliste unserer Gesellschaft sehr
weit oben. Es braucht Menschen, die sich für höhere Ziele engagieren.
Wir – die önj Haslach - sind froh bei unserem Projekt einigen von ihnen
begegnet zu sein. |
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