Das Kleine Theater startet mit einem schwarzhumorigen Kabarett-Thriller ins neue Jahr. Autor Paul Klambauer hat für Stefan Leonhardsberger und seinen Partner Martin Schmid, der für den stimmigen Live-Soundtrack sorgt, eine mysteriöse Neujahrstragödie verfasst. Ein fantastisch skurriler Abend mit einem grandiosen Showdown. Das Publikum unterhielt sich im bis auf den letzten Klappsessel ausverkauften Haus bestens.
Die alte, gebrechliche Großmutter vom Höllerbauer sitzt gern auf der Mostapfelbank und sinniert über die rauen Nächte, in denen die bösen Geister umgehen: „In da Raunocht derf a Diandl ned außigeh!“ Ihr Sohn macht sich große Sorgen, ist doch seine Tochter Nora von einer Silvesterfeier noch immer nicht nach Hause gekommen. Er setzt die Oma in ihren neuen elektrischen Sessel und macht sich auf den Weg zum Schotterwerk, denn die Zwillinge Roman und Roland sollten eigentlich wissen, wo Nora gefeiert hat.
Die beiden kämpfen noch mit den Nachwehen der letzten Nacht, haben aber von Nora angeblich nichts gesehen und gehört. Dass ihr Vater, der Schotterbaron Rudolf Röblreiterer, nach einem Unfall im Koma liegt, stört die munteren Knaben wenig, sie planen ohnehin eine Youtube-Karriere. Auch der Kummer seiner Gattin Brigitte hält sich in Grenzen, hat sie doch jetzt endlich Zeit für ihre Jugendliebe Andreas, den Besitzer der Snack-Tankstelle. Das „brave“ Töchterlein kümmert sich währenddessen aufopfernd und äußerst geschickt um die Geschäfte des Schotterwerks, unterstützt von Polonius, dem guten Geist des Hauses.
Dieser Plot klingt nach einer typisch bäuerlichen Tragikomödie, doch das Mühlviertler Multitalent, der Schauspieler, Musiker, Akrobat, Kabarettist, Sänger und Pantomime Stefan Leonhardsberger, macht aus der Geschichte eine geniale One-Man-Show und verkörpert all die zwielichtigen Charaktere. Mimik, Gestik und Tonfall wechseln dabei oft in Sekundenschnelle. Die einzelnen Typen sind aber so skurril, dass man den Faden nicht verlieren kann. Als Requisite reicht ihm ein einfacher Stuhl, der hervorragend als Mostapfelkiste, elektrischer Sessel, Krankenbett, Traktor und sogar als Sportcoupé funktioniert. Für die entsprechenden Geräusche sorgt Martin Schmid mit Gitarre und Stimme.
Im Laufe des Abends erfahren wir auch, warum wir zur Begrüßung mit einem „After Eight“ verwöhnt wurden, hatte doch der Schotterbaron eine dunkle Seite, die er in London ausleben durfte. Bevor beim Showdown unter dem Motto „heute wird alles gekieselt“ auch wirklich alles in die Luft fliegt, wacht der alte Herr zum Ärgernis seiner Söhne noch einmal kurz aus dem Koma auf.
Die Mischung aus Theater und Kabarett mit typisch österreichischem schwarzen Humor beherrscht Stefan Leonhardsberger in Perfektion. Er wirbelt in einem Tempo über die Bühne, dass das Publikum kaum zum Nachdenken kommt. Für 2023 plant Leonhardsberger sein erstes Comedy-Solo unter dem Titel „Es ist so weit! Jaaa!“, in dem es um die Hürden auf dem Weg zur ewigen Liebe geht. Der Termin im Kleinen Theater steht bereits fest: 21. März. Mein Tipp: Schnell Karten besorgen.
„Rauhnacht“ – Regie: Paul Klambauer. Mit: Stefan Leonhardsberger & Martin Schmid. Fotos: Kleines Theater/ Jan Frankl
Sie schätzen unsere Bühnenberichte?
Freunde helfen der Dorfzeitung durch ein Abo (=Mitgliedschaft)! Wir sind sehr stolz auf die Community, die uns unterstützt! Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben.
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Views: 1
Kommentar hinterlassen zu "„Rauhnacht“ – Nimm dich in Acht vor bösen Geistern!"