Weihnacht. Eine sehr persönliche Retrospektive in wenigen Zeilen.

Foto: KTraintinger

Weihnacht.
Die beste Weihnacht, die ich hatte, war, als mir von meinen Eltern eine Märklin-Eisenbahn geschenkt wurde. Meine Eltern waren sparsam. Wenig Gleise. Zwei Weichen. Eine Lok. Ein paar Wagen. Ein Tunnel. Das wars. Reichte für einmal im Kreis mit kleiner Nebenstrecke. Und doch. Ich war glücklich.

Weihnacht.
Mein Vater. Wir waren zuvor auf Urlaub gewesen. Im bayrischen Zwiesel. Schnee. Viele Meter hoch. Eigentlich romantisch. Aber mein Vater fror nur. Und schwitze. Wir reisten wieder ab. Zuhause im Ruhrpott fror er noch immer und schwitzte. Und redete mit seinem befreundeten Arzt über die hohe Jagd. Weihnacht. Er wäre fast verreckt. Ich war unglücklich.

Weihnacht.
Mein Großvater. Ein bescheidener Mann aus kleinsten Verhältnissen. Selbst klein gewachsen. Und klein geblieben. Seinen Humor hatte er sich erhalten. Bis Weihnachten. Da ist er gestorben. RIP. Ich war sehr traurig. Und er war der Weihnachtsmann. Meine erste Leiche.

Weihnacht.
Ich war es leid, mit meinen Eltern ein besinnlich unsinnliches Fest zu feiern. Ich suchte Sinnlichkeit und fand sie. Nicht unter dem Baum. Es war ein feuchtes Fest zwischen den Beinen eines Engels. Und ich war glücklich. Auch ohne Eisenbahn.

Weihnacht.
Mit meinen Kindern. Und mit deren Mutter. War eigentlich immer ein Stress. Erfüllen wollen. Erwartungen. Und doch. Nicht missen will. Es war eine schöne Zeit. Trotz. Oder gerade wegen. Glück.

Weihnacht.
Keine Erwartungen mehr. Nur noch Weihnacht. In Dankbarkeit.

Von Rochus Gratzfeld

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