
Autorin: Sabina Naber
Titel: Leopoldstadt
ISBN: 978-3-7408-1136-5
Verlag: emons Verlag
Erschienen: April 2021
Klappentext:
Wien 1966: Ein ehemaliger Besatzungssoldat wird ermordet aufgefunden. Die US-Botschaft will ihn nicht kennen. Wurde er wegen seiner Hautfarbe umgebracht?
Oder haben die geheimnisvollen Treffen in einem Hotel etwas mit seinem Tod zu tun? Auf der Suche nach Hinweisen begegnet Chefinspektor Wilhelm Fodor ehemaligen Kämpfern im Spanischen Bürgerkrieg, deutschen Nazis, Südtirol-Aktivisten und liebenden Frauen.
Die entscheidende Frage aber ist: Verfolgt ihn der schwarze Mercedes tatsächlich, oder leidet er unter Paranoia?

Rezension von Anni Lemberger
Mordermittlung vor dem Handyzeitalter und vor der „political correctness“, die endlich das rassistische Wort „Neger“ für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe aus unserem Sprachgebrauch verbannt hat.
Der Wiener Chefinspektor Wilhelm Fodor wird von einer Familienfeier weggeholt und sofort in „Dienst gestellt“, denn es wurde ein toter „Neger“ unter der Wiener Kennedybrücke gefunden. Seine Stiefel lassen vermuten, dass es sich um einen ehemaligen Besatzungssoldaten handelt. Zehn Jahre nach Ende der Besatzungszeit sind einige von Fodors Kollegen wenig erfreut, einen „Bimbo“ zu sehen. Diese Wortwahl stört den äußerst korrekten Fodor und er glaubt, dass sein Kollege Fischer mit den Nazis sympathisiert, die sich leider wieder zu gruppieren beginnen. Deshalb kann zu Beginn der Ermittlungen vorerst ein rassistisches Motiv für diesen Mord nicht ausgeschlossen werden.
Die weiteren Mordermittlungen führen das Team in das Wiener Hotel Valerie, in dem sich das mittlerweile identifizierte Mordopfer Johnson kurz vor seinem gewaltsamen Tod mit dem Portier Jakob Gattermeyer getroffen hat. Dabei kreuzt „eine dunkelhaarige Schönheit“ den Weg von Fodor. Einer unbestimmten Eingebung folgend beobachtet er die junge Frau und dabei stößt er auf eine heiße Spur. Denn offensichtlich war Johnson hinter einer großen „Sache“, die sich vor einigen Jahren in Spanien abspielte und bei der Gattermeyers Zwillingsbruder Johann eine große Rolle spielte. Zudem war Johnson auch auf der Suche nach seiner Tochter, die einer Liaison im besetzten Wien entstammte.
An Mordmotiven mangelt es den Ermittlern nicht – doch führen alle Spuren ins Nichts.
Bis ein zweiter Mord an einem Taxifahrer passiert, der die Ermittler zum Täter wahren führt.
Ein sehr spannender Kriminalroman, der in das Wien der Nachbesatzungszeit führt. In diesem sehr gut recherchierten Buch greift die Autorin hochbrisante Themen auf, so unter anderem den „Kindesraub“ in Spanien in der Francozeit: Den spanischen Müttern wurde mit der Info, dass die Kinder tot zur Welt gekommen wären, die Kinder vorenthalten und danach wurden diese (mit Unterstützung der Opus Dei) teuer ins Ausland an adoptionswillige Eltern verkauft. Aber auch die politisch instabile Lage der 60er Jahren ist gut erfasst und beschrieben, genauso wie der damals noch sehr stark vorhandene Rassimus und der beginnende neu auffammbare Faschismus.
Ein sehr gelungenes, in seiner Sprache niveauvolles Buch der Österreichischen Nachkriegszeit. Absolut empfehlenswert.

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