Simonetta Agnello Hornby: Er war ein guter Junge

Simonetta Agnello Hornby

Simonetta Agnello Hornby | Foto: Folio © Privat

Simonetta Agnello Hornby: Er war ein guter Junge

Autorin: Simonetta Agnello Hornby
Aus dem Italienischen: von Christine Ammann
Titel: Er war ein guter Junge – Roman
ISBN: 978-3-85256-908-6
Verlag: Folio Verlag
Erschienen: 21.02.2025

Klappentext:

Unbeschwert ist die Kindheit der Freunde Giovanni und Santino, unvergesslich die Sommertage im sizilianischen Sciacca am Meer, die Träume und kleinen Fluchten. „Was mag aus uns werden?“ Doch die Zukunft wird längst von anderer Hand geschmiedet, von den ehrgeizigen Müttern und von mächtigen Gönnern im Hintergrund.

Giovanni wird ein angesehener Anwalt und zum Spielball zweifelhafter Personen. Während der zielstrebige Santino zum Betonfürsten aufsteigt und schnelles Geld mit undurchsichtigen Bauaufträgen verdient. Beide machen hervorragende Partien, bauen sich Luxusvillen und feiern Erfolge in den dunklen 1980er-Jahren. Doch immer bedrohlicher umfängt sie das Netz aus Abhängigkeiten und zieht sie in die Tiefe…

Anna Lemberger

Rezension von Anna Lemberger

Der Halbwaise Giovanni Canetti verbringt die ersten Jahre seiner Kindheit unbeschwert bei seinem Großvater in Pertuso Piccione. Doch seine ehrgeizige Mutter Cettina hat große Pläne für ihn. Daher holt sie ihn nach Sciacca, um ihm eine bessere Schulbildung zu ermöglichen. Dort trifft er auf Santino, der ebenfalls eine vielversprechende Zukunft vor sich hat.

Während Giovanni als Anwalt Karriere macht, steigt sein Freund Santino zum erfolgreichen Bauunternehmer auf. Doch beide ahnen nicht, dass sie sich unwissentlich in die Fänge der Cosa Nostra begeben. Erst als ein schweres Unglück geschieht, zerplatzt die Seifenblase, in der sie gelebt haben.

Giovanni ist ein ehrgeiziger junger Mann, der mit großem Fleiß sein Jurastudium absolviert und erfolgreich abschließt. Dennoch bleibt er völlig abhängig von seiner dominanten Mutter, deren Wünschen er sich nicht widersetzen kann. Sowohl bei der Wahl seines Berufes als auch bei der Auswahl seiner Ehefrau führt sie Regie. Zu seiner älteren Schwester Pinuccia, die im Haus der Mutter lebt, hat er eine distanzierte Beziehung. Doch auch sie kann sich der mütterlichen Kontrolle nicht entziehen. Allerdings wird sie, im Gegensatz zu Giovanni, weniger stark in ihrer Lebensplanung beeinflusst.

Unbemerkt von ihm weben Cettinas zwielichtige Bekannte Giovanni immer tiefer in ihre Machenschaften ein. Auf die Frage, wie sein Vater ums Leben kam, erhält Giovanni weder als Kind von seinem Großvater noch später von seiner Mutter eine Antwort.

Das Leben seines Freundes Santino verläuft etwas anders. Auch sein Vater ist verstorben, doch seine Mutter Assunta nimmt kaum Einfluss auf seine Entscheidungen. Obwohl beide Mütter eng befreundet sind, hält sich Assunta aus der Lebensplanung ihres Sohnes heraus.

Santino heiratet eine Frau, die er seit Kindertagen kennt – ohne, dass seine Mutter eingreift. Außerdem will er sie finanziell unterstützen und beginnt bereits während der Schulzeit, auf dem Bau zu arbeiten. Dabei lernt er viel über Beton. Später, als er beruflich Fuß fasst, gerät auch er, während des Kampfes um Bauaufträge, arglos in die Fänge der Mafia.

Letztlich verstricken sich beide in dasselbe Netz – mit fatalen Konsequenzen.

Erschreckend ist, dass alle wissen, wie stark die Insel von der Cosa Nostra unterwandert ist. Dennoch wagt es niemand, darüber zu sprechen.

Obwohl die beiden Hauptfiguren fiktiv sind, basiert die Darstellung der mafiösen Strukturen auf realen Fakten aus den 1980er Jahren.

Der Roman ist nicht nur gut recherchiert, sondern auch sprachlich eindrucksvoll. Wortgewaltig und zugleich feinfühlig beschreibt die Autorin das Leben zweier Freunde, die zwischen Familie und Mafia gefangen sind. In großartig nuancierter Sprache enthüllt sie nach und nach die Machenschaften des organisierten Verbrechens, denen kaum jemand entkommen kann.

Von der ersten bis zur letzten Seite fesselt das Buch den Leser. Besonders die Entwicklung am Ende erschüttert zutiefst und gewährt einen intensiven Einblick in die verletzliche Seele eines „ehrlichen und guten Jungen“.

Ein absolut gelungenes und empfehlenswertes Buch!


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