Stefan Glas – beautiful and otherworldly

Stefan Glas – beautiful and otherworldly

Alle Fotos: Karl Traintinger, Dorfbild.at

Stefan Glas malt – am liebsten in kräftigen, gebrochenen Farben auf große Leinwände. Er gestaltet Tiere und Menschen, einzeln und in Kombination. Seine Darstellungen sind oft stilisiert und schemenhaft, sie gehen wenig ins Detail. Die Figuren stehen im Zentrum, der Hintergrund ist meist nur angedeutet. Trotz der Reduktion sind seine Werke voller Emotion und Ausdruckskraft.

Angelika Doppelbauer

Von Angelika Doppelbauer

Stefan Glas schöpft seine Inspiration aus visuellen Anregungen. Filme, Fotos und alltägliche Begegnungen können Anlass für ein Bild sein. Zuerst hält er die Idee in einer Zeichnung fest, versucht dabei jedoch nicht zu sehr ins Detail zu gehen, um sich möglichst große Freiheit für den malerischen Prozess zu bewahren. Dann skizziert er die Komposition mit Kreide auf die weiß grundierte Leinwand und bereitet sorgfältig die Farben für das entstehende Werk vor. Er komponiert einen Farbklang und legt dabei Wert auf möglichst große Variationen, sodass in jedem Bild neue Farbkombinationen entstehen.

Mit großer Sicherheit stellt er die Farben zusammen, die sich reiben, ergänzen und in kräftigen Komplementärkontrasten gegenüberstehen. Auch im Auftrag der Farben verfügt der junge Künstler über einen großen Variantenreichtum. Sein Strich ist kraftvoll und sicher, ohne durch zu starke Geste die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Im Gegenteil stellt sich die Malweise immer in den Dienst der Aussage. Kraftvolle Passagen vermitteln Stabilität oder markieren Brüche, homogene Flächen suggerieren Ruhe und zart lasierende Übergänge bringen Leichtigkeit und eine duftige Atmosphäre.

Der Künstler malt seine Bilder in Öl und bringt die Farbe mit Pinseln auf die Leinwand. Gerne nutzt Stefan Glas dafür große Formate, die ihm einen großzügigen Farbauftrag ermöglichen. Er vermeidet es, in seinen Darstellungen zu sehr ins Detail zu gehen. Immer wieder lässt er ganze Partien offen, skizziert höchstens die Umrisse und überlässt die Details der Phantasie der Betrachtenden. Der Gesamteindruck wird vom malerischen Ausdruck der Farben dominiert.

Die Figuren, die die Leinwände bevölkern, blicken meist direkt aus dem Bild heraus oder sind im Profil dargestellt. Obwohl sie teilweise in Bewegung sind, wirkt diese seltsam eingefroren. Die Kompositionen sind statisch. Mimik, Gestik und Körperhaltung scheinen wie in einem Filmstill, in einer Momentaufnahme festgehalten zu sein. Dies ist eine bewusste Entscheidung des Künstlers, der die Bewegung absichtlich zurücknimmt. Sie liegt weniger in der Physis der dargestellten Figuren, als in ihrer inneren Bewegtheit, in Emotionen und im Farbauftrag, der diesen Eindruck vermittelt. Sind mehrere Lebewesen in einem Werk abgebildet, interagieren sie wenig miteinander. Sie stehen kompositorisch in Beziehung, wirken jedoch in sich gekehrt und mit sich selbst beschäftigt.

Die räumliche Situation ist oft sehr vage. Nicht immer finden sich Hinweise, ob es sich um einen Innen- oder Außenraum handelt. Manchmal sind Versatzstücke dargestellt, wie Berge, Inseln, Gebäude oder Möbel, die einen Anhaltspunkt für die Verortung geben. Die Bilder suggerieren keinen Blick in einen fiktiven Tiefenraum, sondern komponieren farbige Objekte in der Bildfläche nebeneinander und im Verhältnis zueinander. Perspektivische Tiefe, Licht und Schatten fehlen gänzlich. Oft sind auch nur Ausschnitte einer Szene zu sehen, Figuren werden abgeschnitten und das Zueinander der Menschen und Tiere bleibt rätselhaft. Bisweilen wirken unrealistische Größenverhältnisse irritierend.

Aufgrund der starken Farbigkeit und der Zusammenstellung von Tieren, Menschen und Objekten ohne erkennbaren szenischen Zusammenhang, ergeben sich surreale Momente, die eine Deutung als Metapher nahelegen. Obwohl der Künstler nicht vordergründig in Symbolen denkt, ist diese Interpretationsebene immer latent vorhanden. In zahllosen Beispielen aus der Kunstgeschichte und der Literatur werden Tieren bestimmte Eigenschaften und Qualitäten zugeschrieben. Unweigerlich stellen sich diese Konnotationen beim Betrachten der Werke von Stefan Glas ein, auch wenn der Künstler seine Motive primär aus visuellen Gründen ausgewählt hat.

Stefan Glas komponiert seine Bilder aus der Fläche heraus. Wie in einem abstrakten Gemälde setzt er Farbflächen zueinander in Beziehung, gestaltet damit jedoch figürliche Darstellungen. Der Bezug der Farben zueinander und ihr Verhältnis in der Bildfläche sind ihm wichtiger als ein narrativer Zusammenhang. Im Zentrum der Kompositionen stehen die Figuren und ihre emotionale Befindlichkeit. Sowohl Tiere als auch Menschen drücken starke Gefühle aus, blicken ängstlich oder ärgerlich, fragend oder nachdenklich. Bilderzählung und Bewegung spielen sich im Inneren ab, sowie in der Art und Weise des Farbauftrags. So können Hintergründe aufgewühlt sein und starke Unruhe ausdrücken, oder sich in duftig, lasierenden Traumschleiern auflösen, zarte, gefühlvolle Farbübergänge mit hart nebeneinander gesetzten, kräftigen Farben abwechseln. Gerade in diesem Spannungsverhältnis liegt die große koloristische Meisterschaft von Stefan Glas, dessen Bilder sowohl in Motivik, Ausdruck als auch Farbigkeit über eine große Eigenständigkeit und Ausdruckskraft verfügen. Farbe, Körperhaltung und Gestik transportieren Stimmungen und emotionale Qualitäten mit starker Individualität. Menschen und Tiere sind voller Emotion, werfen tiefgründige Blicke und erzählen von ihren Gefühlen und Stimmungen.

Bei aller Individualität seines Malstils steht der junge oberösterreichische Künstler auf den Schultern der Kunstgeschichte und ist von seinen Lehrern und anderen Künstlerpersönlichkeiten beeinflusst. Stefan Glas studierte Malerei an der Universität Mozarteum bei Dieter Kleinpeter und an der Kunstakademie Düsseldorf bei den ehemals als so genannte „Neue Wilde“ bezeichneten Künstlern Siegfried Anzinger und Andreas Schulze. Auch wenn sein Stil mit keinem seiner Lehrer vergleichbar ist, gibt es doch Anregungen, die er dort aufgenommen hat. Zu denken wäre hier an den gekonnten Einsatz von Farben, die Darstellung von Tieren und Alltagsszenen, die Umsetzung der Szenen in der Bildfläche, an den hintergründigen Witz und Humor sowie die Gestaltung surrealer Welten. Daneben nennt Stefan Glas noch weitere Künstler, deren Werk ihn beeinflusste. Der gebürtige Amerikaner Ronald Brooks Kitaj, der in Wien bei Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba studiert hatte und später die britische Pop Art als Vertreter der School of London mitprägte, beeinflusste ihn mit seiner kräftigen Farbigkeit, sowie dem flächigen Farbauftrag im Stil der Pop Art. Im Frühwerk von David Hockney sind ähnlich leuchtende Farben und Stimmungen zu finden, die in der Abstraktion von alltäglichen Szenen symbolhafte Wirkungen erzielen. Ebenso in den Malereien des Amerikaners Philip Guston, dessen symbolhafter Realismus über große Ausdruckskraft verfügt. Auch die Liebe zu Matisse und Picasso erscheint bei der Betrachtung des Werkes von Stefan Glas schlüssig. Er komponiert ganz vergleichbar Farbflächen zueinander, seine Werke zeichnen sich durch seinen markanten, sicheren Strich aus.

Es ist wohl keine Übertreibung, Stefan Glas als großen Koloristen mit starker Ausdruckskraft und hohem kreativem Potenzial zu bezeichnen, der es schafft, sein Publikum mit Motiven, die er der Realität entnimmt, in eine magische Welt zu entführen.

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Stadtgalerie Lehen
Stefan Glas – beautiful and otherworldly
6. Juni – 19. Juli 2025
5020 Salzburg, Inge-Morath-Platz 31
Di, Do & Fr 14-18, Mi 14-19, Sa 11-15 Uhr

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Rochus Gratzfeld

Von Rochus Gratzfeld,
Sarród & Salzburg

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