Stephan R. Meier: Riviera Express – Schatten über Triora

Stephan R. Meier | Foto: Gmeiner © Francesco Damele

Stephan R. Meier | Foto: Gmeiner © Francesco Damele

Stephan R. Meier: Riviera Express – Schatten über Triora

Autor: Stephan R. Meier
Titel: Riviera Express – Schatten über Triora / Ein Fall für Commissario Gallo
ISBN: 978-3-8392-0667-6
Verlag: Gmeiner Verlag GmbH
Erschienen: 09.10.2024

Klappentext:

Triora, die weltberühmte Hauptstadt der Hexen. Commissario Gallo wird in das idyllische Hinterland der lebhaften Küstenstadt Sanremo gerufen. In einer Schlucht in den malerischen Hügeln über der Riviera dei Fiori ist eine Leiche gefunden worden. Safranplantagen, Olivenhaine und Kräuterpfade säumen den Tatort.

Gallo erkennt bald, dass es eine Verbindung zwischen dem Toten und einer vermissten Naturforscherin gibt. Hatte sie gehofft, die alten Geheimnisse der unzähligen Kräuter, Gewürze und Heilpflanzen von Triora zu entdecken, für die im 16. Jahrhundert mehr als 200 Frauen der Hexerei angeklagt wurden?

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Bei einer Wildschweinjagd in der Nähe des italienischen „Hexendorfes Triora“ kommt ein Jäger ums Leben.

Für den ermittelnden Kommissar Gallo, Spross eines alten italienischen Adelsgeschlechts, steht schnell fest, dass es sich um ein gezieltes Tötungsdelikt handelt. Doch seine Ermittlungen werden durch das legendäre Halloween-Fest im berühmten Hexendorf Triora erheblich erschwert. Bald stößt Gallo an seine Grenzen.

Der Kommissar entdeckt dabei jahrhundertealtes Kräuterwissen, das eng mit den grausamen Hexenprozessen des Spätmittelalters verknüpft ist. Doch welche Rolle spielten dabei seine adeligen Vorfahren, mit denen er nichts mehr zu tun haben möchte?

Gallo wird nicht nur mit der dunklen Geschichte seiner Familie konfrontiert, sondern auch mit zwei Frauen der Gegenwart. Beide sind tief in die Erzählungen über Hexen und Kräuterwissen von Triora verwoben.

Dieser mystisch anmutende und faszinierende Roman geht weit über die reine Krimihandlung hinaus. Der Protagonist distanziert sich bewusst von seinem adeligen Erbe. Dies tut er einerseits durch die Wahl eines bürgerlichen Berufs bei der Polizei und andererseits durch die Änderung seines Namens.

Der Tatort liegt im ligurischen Hinterland, nahe der international bekannten „Hexenstadt“ Triora. Deren düstere Vergangenheit übt bis heute eine fatale, aber auch faszinierende Anziehungskraft aus.

Der Autor hat sich intensiv mit dem Hexenwahn des späten Mittelalters auseinandergesetzt. Dabei sieht er diesen nicht nur als Aberglauben, sondern auch als Ausdruck des Machtanspruchs der Kirche. Frauen, die Krankheiten mit Kräutern heilten, wurden schnell zu „Verbündeten des Satans“ degradiert. Dies führte zu grausamen Hexenprozessen und brutalen Folterungen.

Mit sorgfältigen Recherchen zu den realen Ereignissen in Triora des 16. Jahrhunderts gelingt es dem Autor, Leser:innen authentisch in diese dunkle Zeit zu entführen. Doch er verzichtet auf detaillierte Beschreibungen der Folterungen, um die Lesenden nicht unnötig zu belasten.

Zu Beginn des Romans sind die Ereignisse in verschiedene, unabhängige Geschichten gesplittet. Am Ende fließen diese jedoch zu einer fesselnden Einheit zusammen. Die Krimihandlung dient dabei als Leitfaden, doch die Geschichte ist weit mehr als ein reiner Krimi.

Das Cover wirkt freundlich und spiegelt vermutlich das heutige Triora wider. Die düstere Atmosphäre des Mittelalters ist darin jedoch nicht erkennbar.

Bereits die Einleitung zieht die Lesenden mit großer Spannung in die Handlung hinein. Diese Faszination hält bis zur letzten Seite an. Immer wieder wechselt die Geschichte ihre Richtung, und am Ende ist nichts, wie es anfangs scheint.

Dieser großartige Roman verbindet Vergangenheit und Gegenwart, beschwört den mediterranen Flair herauf und verzaubert die Lesenden vollkommen. Zudem basiert er auf realen historischen Fakten und weckt die Sehnsucht nach der ligurischen Bergstadt Triora.


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