Was für die einen, nämlich mich als Österreicher, ein Irrsinn ist, ist für die anderen, die Bewohner von Kampala/ Uganda, Alltag.
Von Georg Zenz
Es reicht nämlich nicht, dass der Verkehr hier dicht, ja sogar sehr dicht ist. Es ist auch so, dass die Straßenverkehrsordnung nur als grobe Empfehlung angesehen wird, bzw. nach einer Rangordnung der Vorrang gegeben oder eben genommen wird. Und diese Regel ist denkbar einfach und für alle verständlich: groß vor klein, Lkw vor Auto, Auto vor Motorrad, Motorrad vor Fahrrad, Fahrrad vor Fußgänger, schnell vor langsam, „beherzt“ vor feig. Der Fußgänger befindet sich also auf der Fressskala ganz unten.
Die Boda-Boda, die Motorradtaxis sind ein eigenes Kapitel hier. Sie setzen sich sogar den oben genannten Regeln entgegen und scheinen durch ihre Überzahl allein schon eine Bedrohung zu sein. Oft sitzen sie zu viert darauf oder eine Frau hinten, mit einem Baby im Arm oder turmhohe Beladungen am Gepäckträger balancierend. Am meisten in Erinnerung bleibt aber jenes Boda-Boda, welches einen fertigen und schön ziselierten Sarg am Gepäckträger, quer zum Motorrad befestigt hatte. Trauerfall auf ugandisch.
Ich muss unbedingt mit so einem Boda-Boda mitfahren. Ein Selbstversuch also! Ich gehe keine fünf Schritte aus dem Markt auf die Straße, schon bin ich von Boda-Bodas umringt wie rohes Fleisch in einem Piranha-Becken.
Joshua macht das Rennen. Er scheint vernünftig. Außerdem trägt er keinen Helm und ich schließe daraus eine defensivere Fahrweise. Weit gefehlt, wie sich schon nach wenigen Minuten herausstellt. Ich steige auf, klammere mich mit einer Hand am Gepäckträger fest und los geht’s. Wir fahren, nein wir fliegen, tänzeln, schlenkern und drängeln uns zwischen gefühlten Tausenden von Boda-Bodas und Autos hindurch, mal links, mal rechts, mal auf der Gegenspur. In Kreisverkehren fährt er grundsätzlich in der weniger verkehrsdichten Seite ein, d. h. auch mitunter gegen die Fahrtrichtung.
Trotz des kühlenden Fahrtwindes beginne ich zu schwitzen und die Handknöchel sind weiß vom krampfhaften Festhalten. Ab jetzt habe ich keine Angst mehr vor der Hölle.
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