Ferdinand von Schirachs Justizdrama wurde im Oktober 2015 in Berlin und Frankfurt am selben Abend uraufgeführt und wandert seitdem mit großem Erfolg rund um den Globus. Das Publikum fungiert als Schöffengericht und so variiert der Ausgang des Stückes von Vorstellung zu Vorstellung. Bei der Premiere am Salzburger Landestheater am 5. Februar 2017 wurde der Angeklagte freigesprochen.
Von Elisabeth Pichler
Der vorsitzende Richter ersucht das Publikum, sich von den Plätzen zu erheben, und ermahnt es: „Nehmen Sie diese Verantwortung ernst und bleiben Sie in Ihrem Urteil selbst Mensch.“ Dann nimmt der Angeklagte Lars Koch neben seinem Verteidiger Platz, ihnen gegenüber die Staatsanwältin und eine Klägerin. Die Sachlage ist klar. Major Lars Koch, Pilot eines Kampfjets der deutschen Luftwaffe, hat 164 Menschen getötet.
Aber hat er richtig oder falsch gehandelt, als er ein von Terroristen gekapertes Zivilflugzeug der Lufthansa abschoss, das sich auf dem Weg in die mit 70.000 Menschen vollbesetzte Allianz-Arena in München befand?
Oberstleutnant Lauterbach schildert den genauen Ablauf von der Entführung der Maschine bis zu deren Abschuss. Er gehörte zu der für die Sicherung des Luftraumes zuständigen Gruppe von Bundeswehroffizieren und Beamten. Hat man dort vielleicht die Meinung vertreten, der Major werde schon das einzig Richtige machen?
Eine Evakuierung des Stadions wurde nie in Erwägung gezogen. Frau Meiser, deren Gatte im Flugzeug ums Leben kam, erhebt schwere Vorwürfe. Ihr war per SMS mitgeteilt worden, dass man dabei sei, das Cockpit zu stürmen. In den Schlussp…
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