„Tief in einem dunklen Wald“ – eine unheilvolle Geschwisterbeziehung

Tief in einem dunklen Wald

Neil LaButes Drama „In a Forest, Dark and Deep“ wurde bei der Londoner Uraufführung 2011 vom Autor selbst inszeniert. Die deutschsprachige Erstaufführung fand 2012 am Theater Bonn statt. Nun schickt Michael Kolnberger in der ARGEkultur das ungleiche Geschwisterpaar Betty und Bobby in einer Werkstatt-Inszenierung in die Kampfarena. Das Stück beschert dem Publikum 70 Minuten Spannung und Thrill.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Betty und Bobby sitzen, umkreist vom Publikum, auf einer sich langsam drehenden Scheibe. Die einzigen Requisiten sind zwei winzig kleine Spielzeugautos, denn Bobby ist unterwegs zur Waldhütte seiner Schwester. Dort steht ihr Auto, das im Laufe des Abends noch eine wichtige Rolle spielen wird. Das idyllisch gelegene Häuschen dient Betty angeblich als Rückzugsort für ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Für ihren missratenen Bruder, der sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt, zählen aber nur Leute, die mit ihren Händen arbeiten, Schreiberlinge verachtet er.

Das Wiedersehen der Geschwister verläuft daher etwas unterkühlt. Bobby versteht einfach nicht, warum er seiner Schwester beim Ausräumen der Hütte helfen sollte und nicht ihr Mann. „Ich bin doch nicht dein Packesel.“ Als er das Foto eines jungen Afroamerikaners an der Wand entdeckt, schöpft er sofort Verdacht: „Wo ist der Typ?“ Dann folgen ein paar rassistische Sprüche, denn der exotische Doktorand ist so gar nicht nach seinem Geschmack. Betty hält sich ziemlich bedeckt und das macht ihren Bruder wütend und aggressiv.

Er spielt sich als Moralapostel auf, obwohl er selbst seine Ehe wegen Gewalttätigkeit in den Sand gesetzt hat. Dann hält er ihr ständig Jugendsünden vor und versucht, sie so aus der Reserve zu locken, denn er besteht auf der ganzen, ungeschminkten Wahrheit. Bobby stellt seiner Schwester so lange unbequeme Fragen, bis sie schließlich ihr bitteres Geheimnis preisgibt. Betty, die Wissenschaftlerin und Dekanin, gesteht ihre abscheuliche Tat, gibt zu, sich lächerlich gemacht zu haben, und wäre deshalb jetzt am liebsten unsichtbar. Nun endlich gibt sich Bobby versöhnlich: „Es ist, was es ist, ich halte mein Schwesterlein.“

Bálint Walter versucht als Bobby erst gar nicht, Sympathiepunkte zu sammeln. Er gibt sich aufbrausend und verletzt seine Schwester ständig mit unangenehmen Macho-Sprüchen. Elisabeth Breckner als Betty schafft es lange, die Ruhe zu bewahren. Sie stich…

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