Der Kipppunkt schärft die Aufmerksamkeit
Nachdem das Toihaus mit dem grandiosen Kinderstück „Im Flatterland“ die Kleinsten mit Tüchern, die sich immerfort verwandeln, verzaubert hat, sind nun die Erwachsenen an der Reihe. Mit einem riesigen weißen Seidentuch bereiten drei Tänzerinnen (Anna Bárbara Bonatto, Elena Francalanci, Jadwiga Mordarska) dem Publikum eine sehr angenehme, meditative halbe Stunde. Ein intensives Erlebnis und Jubel bei der Premiere am 1. Oktober 2022.
Jeweils zehn Personen nehmen rechts und links der Bühne Platz und sitzen somit einander gegenüber. Die Tänzerinnen liegen am Boden und atmen schwer, als hätten sie schon eine große Anstrengung hinter oder noch vor sich. In der Mitte befindet sich das zusammengeknüllte Seidentuch. Ganz langsam wird es von zwei Tänzerinnen entfaltet. Es kräuselt sich und brodelt dabei fast, als würde das Meer dem Ufer zustreben. Wenn es die am Boden sitzenden Zuschauer zu berühren droht, wird es blitzschnell in die Höhe gezogen.
Es fühlt sich an, als würde man im Wasser versinken, und es überrascht jedes Mal, denn es geht eine ganze Weile hin und her. Das Tempo steigert sich allmählich und bald wird klar, dass abgewechselt werden muss. Regisseurin Cornelia Böhnisch erklärte, dass sich diese so leicht und anmutig aussehenden Bewegungen bei den Proben als so anstrengend erwiesen hätten, dass sie eine dritte Tänzerin dazunehmen musste.
Das Tuch kann aber noch viel mehr als, hin und her zu flattern und dabei Ebbe und Flut zu spielen. Durch Drehungen und Wendungen entstehen großartige Skulpturen, die jedoch sehr vergänglich sind. Auf eine musikalische Untermalung wird völlig verzichtet, denn der Atem, die schweren Tritte und das sanfte Rauschen des flatternden Tuches reichen völlig aus. Auch die Luft-Massage durch den entstehenden Wind sorgt für Wohlbefinden und Entspannung. Ein ganz spezieller Abend, typisch Toihaus eben.
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