Ingrid Kreiter. Oper auf höchstem musikalischem Niveau konnte das Publikum bei der “Tosca”-Premiere am Samstag im Haus für Mozart genießen. Inzwischen scheint es fast schon müßig, erneut das Orchester zu loben. Schon bei der “Hochzeit des Figaro” und dem “Freischütz” erhielten die Musiker begeisterten Applaus, das ist bei der dritten Opernpremiere dieser Saison nicht anders. Dynamisch untermalt das Orchester unter der Leitung von Leo Hussain die Szenen auf der Bühne: Blecherne Fanfaren, ungestümes Schlagwerk, meditatives Tamtam. Dass in dieser Klangfülle die Stimmen der Hauptrollen nicht verloren gehen, ist dem Talent der internationalen Besetzung zu verdanken.
Die Südafrikanerin Amanda Echalaz überzeugt als leidenschaftliche Diva. Nach einem etwas zögerlichen Einstieg gewinnt die Stimme der Sängerin stetig an Ausdruckskraft. Intensiv und gefühlvoll bringt Echalaz ihre Eifersucht zum Ausdruck, versichert ihrem Geliebten immer wieder ihre Liebe, reißt mit im Kampf gegen den lüsternen, gefühllosen Polizeichef Scarpia.
Diesem gönnt das Publikum dann auch den Tod: Jason Howard gibt einen äußerlich eleganten und gepflegten Scarpia, der in seinem Handeln völlig roh und sadistisch jegliche Sympathie verspielt. Die stimmliche Leistung ist grandios – Howard wechselt mühelos zwischen leise, lüstern, wild, intrigant, manipulativ und befehlend. So wird Scarpia mit Leichtigkeit als unsympathische Tyrann isnzeniert, der sich, als er dem Blutrausch der Tosca erliegt, kein Mitleid verdient.
Als dritter Solist brilliert Riccardo Massi: Der Italiener scheint wie geschaffen für die Rolle des jungen, begabten Cavaradossi. Als Geliebter Toscas erobert Massi die Herzen des Premierenpublikums im Sturm.
Das Bühnenbild kann vor allem im 2. Akt überzeugen: Eine Öffnung im Boden dient sowohl als Folterkammer für Cavaradossi, als auch als Sarg für Scarpia. Dass das Publikum dank einer verspiegelten Luke Einblicke in diese Abgründe gewinnen kann, ist mehr als raffiniert.
Die Bedeutung des großen, im 1. und 3. Akt verkehrt in den Bühnenboden gerammten Christus-Torsos ist offensichtlich – im Namen Gottes werden schreckliche Taten begangen, religiöse Heuchelei überspielt wahre Menschlichkeit. Worauf die Maskierung der Ministranten, die südländische bunte heidnische Masken tragen, verweisen soll, lässt sich hingegen kaum erahnen. Alles in allem ist es eine bunte, lebhafte Inszenierung, die allerdings Gefahr läuft, zuviel andeuten zu wollen.
Der musikalischen Qualität tut die Bilderflut keinen Abbruch – eine gelungene Premiere und ein Opernkrimi, den man nicht versäumen sollte.
Tosca von Giacomo Puccini / 06. März 2010 / Haus für Mozart / Musikalische Leitung: Leo Hussain / Inszenierung: André Heller-Lopes / Bühnenbild: Jürgen Kirner / Kostüm: Nicole von Graevenitz / Besetzung: Floria Tosca – Amanda Echalaz, Mario Cavaradossi – Riccardo Massi, Baron Scarpia – Jason Howard, Cesare Angelotti – Marcell Bakonyi, Der Mesner – Hubert Wild, Spoletta – Franz Supper, Sciarrone – Simon Schnorr, Ein Schließer – Rudolf Pscheidl, Ein Hirt – Solist des Kinderchors / Musikalische Leitung Leo Hussain | Adrian Kelly (19. März 2010) / Choreinstudierung Karl Kamper | Thomas Huber / Dramaturgie: Bernd Feuchtner. / Mozarteumorchester Salzburg, Chor, Extrachor, Kinderchor und Statisterie des Salzburger Landestheaters
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Zum letzten Mal: Giacomo Puccini
„Tosca“ 23. März 2010, 19.00 Uhr, Haus für Mozart
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach bereits sieben gespielten Aufführungen von Puccinis „Tosca“ geht die Serie mit der morgigen, letzten Aufführung im Haus für Mozart zu Ende.
„Im Sog von Macht und Liebe – Große Oper im Kleinen Festspielhaus. Giacomo Puccinis leidenschaftliche „Tosca“ erntete viel Applaus. Drama und Spannung bist zum bitteren Ende.“ Hieß es nach der Premiere im Kurier. Eine Aufführung, die von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert wurde.
Zur Oper „Tosca“:
Puccinis „Tosca“ ist die Oper der großen Gefühle. Die Operndiva Floria Tosca lebt impulsiv – doch im Rom der napoleonischen Kriege macht sie dadurch alles falsch. Den Intrigen des Polizeichefs Scarpia ist sie nicht gewachsen. Die Kirche ist kein Raum zum Beten, sondern dient dem Polizeiapparat als Falle. Zuerst verrät Tosca den verfolgten republikanischen Politiker Angelotti, dann ihren Geliebten, den Maler Cavaradossi, der Angelotti versteckt hielt. Als Scarpia Cavaradossi foltern lässt, tötet sie ihn. Trotzdem wird Cavaradossi hingerichtet und Tosca kann den Häschern der Polizei nur entkommen, indem sie selbst in den Tod springt. Internationale Solisten unter der Leitung unseres Musikdirektors lassen die Aufführungen im Haus für Mozart zu einem besonderen Erlebnis werden. Auch das Regieteam lässt Außerordentliches erwarten: Regisseur André Heller-Lopes inszenierte erfolgreich in Rio, London und Lissabon.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünsche für einen guten Start in die neue Woche,
Ihre
Mag. Juliane Stahlknecht
Leitung Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen