Die Editta Braun Company schickt in der SZENE sechs Menschen, die sich am Rande unserer Gesellschaft befinden, auf die Bühne. Werden sich diese Außenseiter verbünden, oder kommt es auch hier zu Machtkämpfen?

Der Mix aus Akrobatik, Gruppenchoreografien und Schauspielelementen fasziniert mit kraftvollen Bildern. Die einprägsame Musik von Thierry Zaboitzeff sorgt für die passende Untermalung. Großer Jubel bei der zweiten Vorstellung am 27. Februar 2025.
Auf der Bühne befindet sich eine Schubkarre und die hat sogar einen Namen: Carina. Ein Straßenkehrer sorgt mit seinem Besen für einen sauberen Boden. Nach und nach erscheinen armselige, in schmutzige, aber bunte Lumpen gekleidete Menschen. Manche haben es eilig, andere wiederum lassen sich Zeit, wenn sie ihre eigenwilligen Requisiten, Blumentöpfe, Sandsäcke, Aluminiumdosen und einen Birkenstock ablegen. Francesco D’Amelio erscheint mit einer riesigen Matratze und versucht mit akrobatischen Einlagen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er erntet aber nur gelangweilte Blicke, denn jeder hat mit sich selbst zu kämpfen.

Nach und nach erkennen jedoch alle, dass ihre trostlose Lage sie auch verbindet. Sie nehmen Kontakt auf, finden paarweise zueinander, beginnen zu tanzen und wirbeln sich durch die Luft. Sie tauschen ihre Kleidung und helfen sich gegenseitig beim Umziehen. Die Harmonie ist aber nicht von Dauer. Einer der Männer ist mit der Choreografie nicht zufrieden, er will den Ton angeben und befielt herrisch: „Schritt, Schritt, Schritt!“ Anfangs folgen sie brav dem neuen Führer, der siegessicher eine Fahne schwenkt. Doch auf Dauer muss das ja schief gehen. Die Männer beginnen um die Macht zu kämpfen. Die Damen aber verstecken sich hinter der Matratze und schütteln nur noch den Kopf.

Das Lied „Maikäfer flieg“ bringt die Herren wieder zur Vernunft. Zur Abkühlung gibt es eine Dusche mit Sand bzw. Haferflocken. Das verleitet einen der Herrn, der sich in der Zwischenzeit bis auf die Unterhose ausgezogen hat, dazu, Muster auf den Boden zu zeichnen. Alle bekommen nun ihre eigene Blase und bald herrschen fast paradiesische Zustände. Passend dazu gibt es einen verfremdeten „Cold Song“ aus Henry Purcells Oper „King Arthur“. Das grandiose Schlussbild gibt Hoffnung.
In knapp einer Stunde schafft es die Editta Braun Company, die verschiedenen Phasen eines ganz normalen Lebens zu durchlaufen. Sollen wir uns nun anpassen oder doch besser auflehnen? Wie groß ist der Druck der Konkurrenz und die Kraft der Solidarität am Rande unserer Gesellschaft?

„Underdogs“ – Editta Braun Company. Choreographie, Bühne, Ausstattung: Editta Braun. Komposition: Thierry Zaboitzeff. Choreographische Assistenz: Maja Mirek. Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau. Lichtdesign: Thomas Hinterberger. Schneiderei: Cvetanka Mojsovski, Lili Brit Pfeiffer. Tanz, Schauspiel, Research: Francesco D’Amelio, Weng Teng Choi-Buttinger, Marcin Denkiewicz, Nikola Majtanova, Marcello Musini, Jerca Rožnik Novak. Fotos: szene © Bettina Frenzel

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