Der junge Salzburger Autor und Regisseur Ben Pascal steckt in seinem neuen Stück den namenlosen Ich-Erzähler aus Dostojewskijs „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ gemeinsam mit der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof in einen Boxring. Beide geben der Gesellschaft die Schuld an ihrem Scheitern. Das intensive und anspruchsvolle Theaterstück feierte am13. Februar 2020 im OFF Theater Premiere.
„Ich bin ein kranker Mensch … ich bin ein schlechter Mensch. Ich besitze nichts Anziehendes.“ Mit diesen Worten beginnen die „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ des russischen Dichters Fjodor Dostojewski, laut Friedrich Nietzsche ein „wahrer Geniestreich der Psychologie“. Der namenlose Ich-Erzähler, ein ehemaliger Beamter und krankhafter Egoist, resümiert sein Leben und ergötzt sich an seinen Bosheiten. Er hasst alles und jeden und braucht daher keine Gesellschaft. Sich selbst hält er für hochgebildet, ja für einen Gott. Den Schmerz und das Leiden liebt und genießt er. Mit Aggression und Rachsucht kämpft er gegen den „modernen Menschen“ und die von ihm geschaffene Gesellschaft.
Die Terroristin Ulrike Meinhof sitzt in Isolationshaft, in einer sterilen, kalten Welt, einer Leichenhalle. In dieser weißen Falle entsteht aus Verbitterung Hass. Ihr einziger Trost: „Wer redet ist nicht tot!“ Sie ist Mutter, Brandstifterin und Mörderin, fühlt sich ausgebeutet und gedemütigt und hat Angst, verrückt zu werden. „Mit euren wunderbaren Gesetzen habt ihr Frauen die Emanzipation gebracht. Doch die Wahrheit ist, dass ihr mich genauso behandelt wie die Männer, anstatt mich wie eine Frau zu behandeln.“ (frei nach Ulrike Meinhof)
Torsten Hermentin und Agnieszka Wellenger verkörpern diese zwei verzweifelten Menschen, die im Leben gescheitert sind und sich nun über die Ausweglosigkeit ihrer Situation beklagen. Immer wieder wird die fast unerträgliche, von Hass und Wut aufgeheizte Atmosphäre durch Komment…
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