Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen… Einen Fuß vor den anderen setzen, mit jedem Schritt ein bisschen näher am Gipfel. Der Reitsteig, der von Schloss Glanegg auf den Untersberg führt, hat es in sich. Wir sind zum Glück früh genug unterwegs, das dichte Blattwerk der Buchen sperrt die Morgensonne aus und sorgt für angenehme Kühle.

Von Ingrid Kreiter
Im Wald ist es still, nur manchmal hebt weit unter uns ein Flugzeug ab. Von der Autobahn steigt ein monotones, fast schon beruhigendes Motorengeräusch herauf. Bald lassen wir die Baumgrenze hinter uns. Das fröhliche Lachen der drei Männer, die sich bereits wieder auf dem Rückweg befinden, steht in krassem Gegensatz zu unseren angestrengten, röchelnden Atemgeräuschen. Durch die Latschenkiefern geht es dann wieder etwas besser – ob das wohl an den ätherischen Ölen liegt, die durch die wärmenden Sonnenstrahlen freigesetzt werden? Und als die Bergstation der Gondel in unser Sichtfeld rückt, gibt es kein Halten mehr. Die letzten Energien werden mobilisiert, und ehe wir uns versehen, stehen wir beim Gipfelkreuz.

Doch als wir das schwarze Eisen berühren wollen, um uns von unserem Gipfelsieg zu überzeugen, gibt es ein kleines Problem. Trotz freundlichem „Entschuldigung! Sorry! Scusi!“ will die Menschenmenge nicht so recht weichen. Dutzende Touristen waren eben einen Tick schneller als wir – 7 m/sec schaffen wir trotz „Bergfexn-Kondi“ nicht. 300 Personen kann die Untersberg-Bahn in einer Stunde auf den Gipfel bringen. Das ist – vor allem für die Hütten am Berg – nicht schlecht. Oder warum antwortet der „Hochalm“-Kellner auf die Frage, ob wir bestellen dürften, sonst mit: „Geduid! Soin mia uns do an Stress mochn? Miaßt’s woaten, solang’s hoit dauert. Immerhin sand gnuag Leit mit da Gondl raufgfoahn und die Hitt is voi.“
Wir verzichten aufs Essen und machen uns lieber schnell auf den Heimweg. Nichts ist für ausgelaugte Bergsteiger so deprimierend wie ein Gipfel, auf dem sich Menschen in Sandalen und Leinenschuhen tümmeln und ältere Damen mit ihren Absätzen zwischen den Steinen hängen bleiben. Und so geht’s den Reitsteig wieder hinunter. Diesmal sind wir die mit dem fröhlichen Lachen – das uns allerdings im Hals steckenbleibt, als wir zwei jungen Engländerinnen in goldenen, halboffenen Schühchen begegnen. Gondeln, die ganze Touristenscharen auf den Gipfel bringen, sind altmodischen Wanderern ein Graus. Noch schlimmer sind aber ungeübte Geher, die ohne geeignete Ausrüstung Berge erklimmen und so nur all zu oft einen eigentlich unnötigen Einsatz der Bergrettung provozieren.

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Der Untersberg ist leider nur mehr zu den touristenlosen Zeiten interessant! Eine Idee wäre auch die Toni Lenz Hütte, da ist es meist besser!