Help! I need somebody…
Es gibt Tage, die bleiben ein ganzes Leben im Gedächtnis hängen. Der 22. November 1963 zum Beispiel, als John F. Kennedy ermordet wurde, oder der 20. Juli 1969, als der erste Mensch den Mond betrat. Der 13. März 1965 ist auch so einer – der Tag, an dem die Beatles in Salzburg landeten.

Von Claudia Karner
Flugplatz Maxglan: Da waren die einen, die sich schon Stunden vor der offiziellen Ankunft um 14.18 Uhr vor dem Rollfeld drängten, um kreischend einen Blick von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr, die neuen Stars am Popmusikhimmel, zu erhaschen. Und da die anderen, die – angestiftet von einem blasmusikfaffinen Lehrer – Plakate in die Höhe reckten, auf denen in großen Lettern „Beatles go home“, „Verstärkung für den Alpenzoo“ und „Ein Hoch auf den Eunuchen-Chor“ stand.
Pädagogische Fehlentscheidung
Und da war ich, die ich mich zu dieser Zeit im Kinderzimmer einsperrte und dicke Tränen vergoss, weil mich mein Vater als zu jung befunden hatte, um bei diesem epochalen Ereignis dabei zu sein. Das war eine weitere pädagogische Fehlentscheidung an diesem Tag – von dieser Meinung rücke ich bis heute nicht ab, Daddy! Mir blieb nur der Zeitungsartikel, der am Montag darauf in den Salzburger Nachrichten unter dem Titel „Über 4000 beim Empfang der Beatles“ erschien, und die Glosse von Gerhard Steininger, in der zu lesen war: „Überstanden. Der heulende Wirbelwind aus Liverpool ist weitergezogen. Und der Flughafen blieb heil. Der Rest ist Staunen.“

Ausstellungsplakat zum 50-Jahr-Jubiläum.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Nach einer Pressekonferenz im Hotel Österreichischer Hof (heute Hotel Sacher Salzburg) verblüfften die Beatles an die hundert Journalisten mit flotten Sprüchen und frechen Antworten. So erkundigte sich John Lennon nach dem Befinden von Mozart und ließ ihm schöne Grüße ausrichten. An den Fenstern klebten die Fantrauben, wie Fotos von Christian Skrein dokumentieren, der – gerade mal 19 Jahre alt – zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und mit der väterlichen Leica die Fotos seines Lebens schoss. Die Bilder, die er in Salzburg und danach auch in Obertauern machte, gingen um die Welt. Das berühmteste Bild war auch Motiv für eine Ausstellung im Salzburg Museum 2015.
Viel Schnee und wenig Groupies
Dass ausgerechnet Obertauern als winterlicher Schauplatz für die Dreharbeiten zu dem Klamauk-Film „Help“ ausgewählt wurde, lag an der Schneesicherheit und an der Abgeschiedenheit des Ortes. Lästige Groupies, die ihren Idolen durch den Tiefschnee nachstapfen würden, waren auf 1750 m Höhe eher nicht zu befürchten. Da bis auf John keiner vorher auf Skiern gestanden war, bekamen alle vier Doubles an ihre Seite gestellt. Fesche, einheimische Schilehrer, die ein bisschen Englisch sprachen und sich über die hohe Tagesgage von 1000 Schilling freuen durften. Sie sahen mit ihren Perücken und ihrem Outfit den Originalen zum Verwechseln ähnlich und ersetzten die Beatles nicht nur beim Schifahren, sondern auch manchmal beim Autogrammschreiben.

Cover der LP
Untergebracht waren die Fab Four, die bis auf Paul in weiblicher Begleitung gekommen waren, im Hotel Edelweiß. Herbert Lürzer, der spätere Besitzer des Hotels, doubelte Paul McCartney. Als Paul ausrutschte, im Schnee landete und ihn bat :„Pick me up!“, antwortete Lürzer forsch: „Aufstehen musst schon selber. Ich helf‘ dir nicht.“ Soviel zum Thema „Help!“
Privat-Konzert in Mariettas „Skistall“
Heute ist Lürzer Senior-Chef, das Hotel wurde mittlerweile zum Vier-Sterne-Luxus-Hotel umgebaut. Die Beatles-Zimmer, die angeboten werden, gibt’s noch immer, wenn auch in verändertem Zustand. Die vier lässigen Typen aus Bronze mit Zylinder und Schiebermütze vor der Eingangstür erinnern an den prominenten Besuch. Obertauern sonnt sich noch immer gern im Glanz vergangener Tage.
Eine kleine Sensation gab es am 18. März. Da platzten die Beatles zu später Stunde im „Skistall“, der Bar des Hotel Marietta, in die Geburtstagsfeier des Regieassistenten und griffen spontan zu ihren Instrumenten. Diese Session war das einzige Konzert, das die Beatles jemals in Österreich gespielt hatten. Foto- und Tonaufnahmen gibt es keine. Die Zeitzeugen schwärmen aber noch heute davon.
Original oder Double? Impressionen von den turbulenten Dreharbeiten. Fotos: TV Obertauern
Hi-Hi-Hilfe!
Zwei Tage später waren die Dreharbeiten in Obertauern beendet, der Abflug aus Salzburg blieb von der Öffentlichkeit weitgehendst unbemerkt. In Windeseile wurde der Film fertiggestellt. Bereits am 6. August fand in London die Uraufführung statt. Im deutschsprachigen Raum lief der Streifen unter dem Titel „Hi-Hi-Hilfe“. Der Soundtrack wurde auf dem Album „Help!“ veröffentlicht. Wer den Film noch nie auf großer Leinwand gesehen hat, hat am Freitag, 14. März, im Filmkulturzentrum Das Kino in Salzburg die Gelegenheit dazu.
Das Gedränge um die Karten wird beängstigend sein. Ich sag‘ schon mal prophylaktisch: Hi-Hi-Hilfe!

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