Dass die Seele des Wieners nicht nur heiter ist, schlägt sich schon im Bühnenbild nieder. Wir befinden uns mitten auf dem Zentralfriedhof, ein Mausoleum mit sieben Grabkammern begrenzt die Bühne, dahinter ragt der Felsen auf, verschwommene Videoprojektionen untermalen die Szenen stimmungsvoll. Suzanna Szameit und Werner Friedl, vom Schauspielensemble entliehen, bilden mit ihren Liedern und Texten den roten Faden und lassen das Publikum in seelische Abgründe blicken.
Von Elisabeth Pichler
Die enorme Vielfalt der Wiener Komponisten, von Mozart, Schubert, Strauss bis hin zum österreichischen Kult-Kabarettisten Georg Kreisler und dem genialen Pianisten Friedrich Gulda, hat Peter Breuer zu ausdrucksstarken Choreographien inspiriert. Er stellt dabei immer wieder die Zerrissenheit der Künstler in den Vordergrund. So folgt auf Franz Schuberts „Gesang der Geister über den Wassern“, eine romantische Paraphrase von Franz Schedl über Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Auch auf Mozarts heitere Spiele mit Constanze folgt fast übergangslos sein Tod. Zum besseren Verständnis werden, Spruchbändern gleich, die Daten der verstorbenen Musiker auf die Felswand geworfen.
Friedrich Gulda ist mit seinen Liedern und einer Walzerparaphrase besonders stark vertreten. Während Suzanna Szameit und Werner Friedl in einer Grabkammern sitzend sein „Du und I“ mehr hauchen als singen, sind Anna Yanchuk und Marian Meszaros als Liebespaar in einer überaus schwierigen Choreographie zu bewundern.
Mit der Choreographie von Friedrich Guldas verjazzter Version von „Light my fire“ hat sich Peter Breuer einen lange gehegten Wunsch erfüllt, das gesamte Ensemble war mit vollem Einsatz dabei, das Publikum war begeistert.
Nach der Pause geht es heiter und sehr komisch weiter: Werner Friedl singt Georg Danzers „Vorstadtcasanova“(getanzt von Marian Meszaros), Suzanna Szameit umgarnt den „Alois“ (Alexander Korobko) von Hermann Leopoldi, bevor sie gemeinsam zum Taubenvergiften in den Park gehen. Ein Wiener Abend kommt natürlich nicht ohne Falco aus. Dabei überzeugt erst Lilija Markina als arme, missbrauchte „Jeannie“, deren psychotischer Mörder in der Zwangsjacke endet, ehe sich im großen Finale der Donauwalzer mit Falcos „Rock me Amadeus“ mischt.
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