Ein bewegtes Jahr liegt hinter uns, vor uns aber eines, das unsere ganze Aufmerksamkeit und großes Engagement erfordert.

Von Leo Fellinger
Populisten sind auf dem Vormarsch, das globale Demokratieniveau ist auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, eine massive Bedrohung durch Desinformation wächst in rasender Geschwindigkeit heran, 1,6 Grad aktuelle Erderwärmung im Jahr 2024 bedeutet, dass der Klimawandel vielerorts Lebensgrundlagen zerstört. Im Bereich der Kunst und Kultur gibt es in Österreich die ersten Anzeichen realer Angriffe auf eine freie Szene, wie es seit der Steiermark-Wahl sichtbar wird: Abschied von Fair Pay, Förderungen werden nicht nach Inhalten beurteilt und ausbezahlt, sondern durch das „Wohlverhalten“ der Förderwerber gegenüber der Politik und Verwaltung.
Alles in allem ein desaströses Bild, aber eines, das uns alle auf den Plan ruft. Demokratie, Umwelt und Kultur kann man nicht mehr nur mit einer Wählerstimme verteidigen, es braucht mehr. Jede und jeder von uns muss in seinem persönlichen Umfeld etwas dazu beitragen, eine Umkehr einzuleiten: durch Verhalten, durch Haltung, durch Aufklärung. Kulturzentren und Kulturvereinigungen müssen entscheiden, in welche inhaltliche Richtung ihr Programm geht, wie man die Bühne auch für eine positive, demokratie- und klimabejahende Diskussion nutzen kann. Es hat wenig Sinn, Gräben zu schaffen oder auszugrenzen, wir können das tun, was wir am besten können: durch Kunst spielerisch Diskurse eröffnen und damit Brücken bauen. Nur wer aktiv kommuniziert, kann etwas verändern. Und wir können das einsetzen, was von vielen Generationen hart erkämpft wurde: der Reichtum der kulturellen Vielfalt.
KünstlerInnen sind VordenkerInnen und bilden auch ein Stück der Zukunft ab. Das ist für eine Gesellschaft ganz wichtig, denn es geht darum, auch seine eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen. Kunst kann und darf unterhaltsam sein, aber auch kritisch und provokant. Nur so kann sie Begegnungen schaffen und Gesprächsräume eröffnen. Und nur so kann sie als Ort des Experimentierens oder der Kommunikation dazu beitragen, unsere Demokratie stärker und unser Leben in einer Gesellschaft vielfältiger zu machen. Ich glaube fest daran, dass Kultur, Kunst und Demokratie gar nicht voneinander zu trennen sind. Ein wunderbares Beispiel liefert das Kulturhauptstadtjahr: Zwei Nachbarstädte vereinen sich 2025 über die Staatsgrenzen hinaus unter dem Motto „Go! Borderless“. Gorizia in Italien und das in Slowenien gelegene Nova Gorica wagen eine Grenzüberschreitung und dürfen sich 2025 die erste grenzüberschreitende Kulturhauptstadt Europas nennen.
So gehen wir also in ein Jahr, das auf den ersten Blick schwierig aussieht, uns aber Möglichkeiten eröffnet, noch mehr aus dem zu machen, was uns an künstlerischer Ressource zur Verfügung steht. Engagierte KulturarbeiterInnen und Besucherinnen sind ein großes Kapital, das es richtig einzusetzen gilt. In diesem Sinne: Blicken wir positiv auf ein Jahr 2025, das uns Gelegenheit bieten wird, den künstlerischen Prozess in eine Veränderung zum Guten einzusetzen.

Die Dorfzeitung abonnieren
Die Dorfzeitung braucht eine Community, die sie unterstützt. Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben. Freunde helfen durch ein Zeitungsabo (Steady-Mitgliedschaft). Herzlichen Dank für Deine/ Ihre Mithilfe!
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Views: 40
Kommentar hinterlassen zu "Wir müssen 2025 zu einem Jahr des Brückenbauens machen"