Wolfgang Kauer: Wohin Seelen reisen

Wolfgang Kauer

Wolfgang Kauer | Foto: Karl Traintinger, Dorfbild

Wolfgang Kauer: Wohin Seelen reisen

Autor: Wolfgang Kauer
Titel: Wohin Seelen reisen: Inspirative Jenseits-Modelle weltweit und in Petroglyphen
ISBN: 978-3-99126-240-4
Verlag: Bibliothek der Provinz

Klappentext:

Die Frage, ob man ein Leben nach dem Tod erwarten darf und in welcher Form, stellt sich einem jeden Menschen. Mit dem religiösen Empfinden von Eiszeitjägern und ersten Bauern beginnend, berichtet dieses Buch in Wort und Bild, welch mögliche Wege und Ziele einer Seelenreise in aller Welt und aus allen Zeitaltern bekannt sind und was die Künstliche Intelligenz dazu beitragen könnte. Eines lässt sich schon vorweg mit Bestimmtheit sagen: Wir werden diese Reise allein und auf uns selbst gestellt antreten. Daher sollten wir das Thema nicht links liegen lassen und uns früh genug über weltweite Reise-Angebote und deren Anbieter informieren.

Es ist ein Buch, „ … in dem man nachschlagen kann, sich festhalten lässt von Themen, die einem näherstehen, wie bei mir das Parzival-Thema. … Die Besonderheit Ihrer Darstellung liegt in der Übergängigkeit der Themen, in den vielfältigen ­überraschenden Verbindungslinien, die sich immer wieder auftun, so dass man zum Beispiel von Ost-Anatolien zu einer Felswand am Wolfgangsee kommen kann. Und vor allem gelingt es Ihnen, so vielfältige Dimensionen der geschichtlichen Wirklichkeit einzubeziehen, vom Klima und der Vegetation bis zu den differenziertesten kulturellen Manifestationen, und was mir auch gefällt, ist, dass Sie in allem das Irdisch-Materielle vergegenwärtigen, von Holz und Stein bis zur menschlichen Physis. Sie schreiben eine leserfreundliche, sinnliche wissenschaftliche Prosa, die sich ganz freimacht von der abstrakten Gelehrtensprache und die jedem Interessierten Freude macht. Was ich gelesen habe, habe ich mit Spannung und mit Freude über immer wieder neue Entdeckungen gelesen. … ein schönes Geschenk, das von vielen Kulturreisenden gern angenommen würde.“
(Hans Höller, bis 2012 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Paris Lodron Universität Salzburg)

Maria Herlo

Rezension von Maria Herlo

Dass der Mensch eine Seele besitzt, die mit dem Tod den Körper verlässt, ist eine Idee, die alle Kulturen hervorgebracht haben. Doch wohin geht sie? Dieser Frage geht der Schriftsteller Wolfgang Kauer in seiner neuen Veröffentlichung mit dem Titel „Wohin Seelen reisen“ nach. Er nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch alle Zeiten, Kulturen, Kontinente und zeigt auf, wie sich die Menschheit seit Anbeginn entwickelt hat. Mit beeindruckendem Wissen zeichnet Wolfgang Kauer zivilisatorische Spuren nach, die in Zeichnungen, Mythen und Bauten erhalten geblieben sind. Er setzt dort an, wo die Geschichte der Menschheit begann, im Garten Eden, und endet bei den Scientologen, für die die Seele ein Produkt lebensbegleitenden Lernens ist. Kauer macht deutlich, dass auf Fragen nach dem Jenseits unterschiedliche Konzepte entwickelt wurden, wie etwa von der Tepeler Kultur, den ersten Sesshaften, im Gegensatz zu den Jägern in Eiszeithöhlen. Tief beeindrucken uns heute noch die ägyptischen Pyramiden, der ungeheure Versuch, dem Pharao die Unsterblichkeit zu sichern. In China sollte eine Armee aus Ton dem Kaiser auf den „Inseln der Seligkeit“ zu Gebote stehen. Und der fernöstliche Gedanke der Seelenwanderung, der endlosen Reihe der Wiedergeburten bis zur Erlösung im Nirwana, fasziniert heute noch genauso im Westen. In diesem Prachtband, den zahlreiche Fotos begleiten, wird die Fülle an Jenseitsmodellen systematisiert dargestellt und diese werden auf ihre Herkunft untersucht. Weitere Kapitel liefern Beispiele aus Asien (Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus und mongolischen wie japanischen Schamanismus) und teils unbekannte Varianten von Seelenmobilität aus Afrika und dem präkolonialen Amerika. Den Kelten, aber auch vielen indigenen Völkern Nord- und Mittelamerikas, war die Vorstellung nicht fremd, sich in Tiere zu verwandeln.

Der Autor stellt die Konzeptionen in ihrer Unterschiedlichkeit und Besonderheit dar, weist aber auch auf Gemeinsamkeiten hin. Viele Antworten auf die Suche nach dem ewigen Leben ähneln sich überraschend. Manche nördlichen Kulturen kennen keine persönliche Erlösung, wie die Universalreligionen, sondern führen Familie und Gemeinschaft im Jenseits weiter.

Wo seit jeher der Garten Eden vermutet wurde, am Oberlauf von Euphrat und Tigris, existierte um 10 000 vor Christus „eine von Laubbäumen durchsetzte Graslandschaft mit Quellwasser in Überfluss“, ein nacheiszeitliches Paradies in Form einer idyllischen Gartenlandschaft, aus dem laut Bibel Adam und Eva vertrieben wurden, ein Gleichnis für den Beginn der Agrarischen Revolution. Damals jedoch dominierten bei den ersten Bauern in Wahrheit Unterweltgottheiten und Himmelgötter, die man stürzen konnte und denen das Menschengeschlecht lästig erschien, weil es zu viel Lärm und Dreck verursachte. Daher schickten sie die alles vernichtende Sintflut. 

In Südostanatolien liegen die Hügelsiedlungen Göbekli Tepe und Karahan Tepe. Dort errichteten die letzten Eiszeitjäger vor 11 000 Jahren Tempelanlagen aus T-förmigen Pfeilern mit Reliefdarstellungen von Tieren, die vermutlich als Schutzgeber gesehen wurden.

Kauer vergleicht südostanatolische und ägyptische Bildmotive mit geheimnisvollen Felsbildern in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark. Doch Felsbilder unserer Bergwelt schildern das Jenseits als eine Art Erneuerung, Wiedergeburt. Abstrakte Fruchtbarkeitszeichen und Frauengottheiten auf Felswänden in der Kienbachklamm hält Kauer für ca. 3000 Jahre alt, demnach wären sie der Pfahlbaugesellschaft an Mondsee und Attersee zuzurechnen. Eine Art Vogelmensch nimmt die Funktion des Vermittlers zwischen Himmel und Erde ein.

Ein Tempelpfeiler der Tepeler-Kultur zeigt bereits einen menschlichen Kopf, der von den Schwingen eines Geiers Richtung Himmel bugsiert wird. Ein als Vogelmensch Verkleideter hat zuvor den Kopf vom Rumpf getrennt. Das Vogelkopf-Motiv findet sich Jahrtausende später auch in der Vinca-Kultur bei Belgrad wieder, 5500 v. Chr. Von dort haben sich einst unsere Vorfahren ins heutige Alpenvorland ausgebreitet. Im Weißenbachtal bei Goisern zeigt ein Felsbild ebenso einen Vogelmenschen. Die Hallstätter haben die prähistorische Tradition, die Häupter der Toten zusammen in einem Depot zu stapeln, bis heute bewahrt, meint Kauer und bezieht sich auf das berühmte Beinhaus mit den aufwändig bemalten Schädeln.

Die älteren Felsbilder der Kienbachklamm könnten von lokalen Söldnern stammen, die vom Kriegsdienst im Orient zurückkehrten. Von dort brachten sie auch Erzählungen, Sagen und Religionen mit. Die Kelten glaubten an eine Gleichzeitigkeit von Leben und Tod. Demnach konnte zwischen beiden Sphären hin und her gewechselt werden, wie Felsbilder mit Leitern zeigen. Überlange Leitern führten im 2. und 1. Jahrtausend v.Chr. zu einer neben der Sonne schwebenden Himmelshütte in Pfahlbauweise, einem Seelenhaus, an das heute noch eine Ethnie am Oberlauf des Amazonas glaubt.

Allen Kapiteln im Buch ist die Präsentation des Außergewöhnlichen gemeinsam, das von anderen noch nicht Erkannte und noch nicht Gesagte dominiert. Die meisten Bilder sind ebenfalls einzigartig. Gängige Klischees werden hinterfragt, neue Erfahrungen und Erkenntnisse aufgegriffen. So entdeckte und dokumentierte Kauer erstmals die Pfahlbaureste im Wolfgangsee. Wahrscheinlich sind sie ein Beleg dafür, dass man von einer bereits sehr frühen Überfahrt ausgehen kann, nämlich zum vorchristlich verehrten Schalenstein von St. Wolfgang, über den sich heute die Wallfahrtskirche wölbt.


Dorfgockel

Sie schätzen die Buchkritiken in der Dorfzeitung?
Freunde helfen der Dorfzeitung durch ein Abo (=Mitgliedschaft)! Wir sind sehr stolz auf die Community, die uns unterstützt! Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben.

Es gibt 2 einfache Wege, zum Freund der Dorfzeitung zu werden.

  1. Sie werden für ein Jahr ein außerordendliches Vereinsmitglied (enthält nur Dorfzeitungs-Abo) des Herausgebervereines (Kulturverein Dorfzeitung KULTUR online) zum Jahrspreis von 54 €. Es ist dazu ihre Post- und Emailadresse notwendig, damit wir die Rechnung für den Mitgliedsbeitrag schicken können. Nach Eingang der Zahlung bekommen Sie einen Steady-Gastzugang für 1 Jahr. Verlängerungen sind möglich. Kontaktformular >
  2. Ein weiterer Weg ist ein Direktabo via Steady, wie es im Folgenden beschrieben und angeboten wird.

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Views: 32

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "Wolfgang Kauer: Wohin Seelen reisen"

Hinterlasse einen Kommentar