Der schwedische Theaterregisseur und Schriftsteller Henning Mankell hat vor allem durch seine Wallander-Krimis Bekanntheit erlangt. Seiner unstillbaren Sehnsucht nach Afrika verdanken wir aber auch Romane und Theaterstücke über die Problematik afrikanischer Immigranten. Sein verstörender Dialog zwischen einem im Exil gestrandeten Vater und seiner Tochter feierte am 14. Mai 2013 im Schauspielhaus Salzburg Premiere.

Von Elisabeth Pichler
Nervös wartet der Vater auf seine Tochter. Er vertreibt sich die Zeit, indem er manisch seine Schuhe putzt und mit Kreide die Zeit notiert. Als die Tochter endlich auftaucht, reagiert er überaus aggressiv, überschüttet sie mit sinnlosen Vorhaltungen und inquisitorischen Fragen. Sie scheint daran gewöhnt zu sein, dass er völlig übertrieben reagiert, und nimmt seine Vorwürfe relativ gelassen hin.
Der Vater redet ununterbrochen, wirr durcheinander, von der Folter in seiner Heimat, der gefährlichen Flucht, bei der seine Frau ums Leben gekommen ist, und immer wieder von den nötigen Papieren, auf die sie warten. Während seine Tochter die Hoffnung bereits aufgegeben hat, weil sie ahnt, dass sie von den Schleppern hintergangen wurden, gibt er nicht auf. Er traut sich nicht aus dem Haus, denn „wir müssen jederzeit bereit sein“. Das Warten jedoch treibt ihn in den Wahnsinn, er verliert den Bezug zur Realität und wird schließlich zur Gefahr für seine Tochter.
An die traumatischen Erfahrungen und den qualvollen Erstickungstod von Immigranten während der Flucht erinnern auf der Bühne drei Container. Die ständig wachsende Kluft zwischen Vater und Tochter wird durch einen desolaten Maschendrahtzaun verdeutli…
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