Ein schwarzer Eisenofen heizt bullig warm, rote, gemütliche
Polstersessel, eine kleine Theateridylle nach einer Anfahrt durch den
dichten Herbstnebel. Da hebt sich der Vorhang und auf einer weiß
gestrichenen Falltür steht in kräftigem Rot geschrieben: „Frauenpower
macht Männer sauer“.
Aha, das verspricht spannend zu werden. Die Botschaft klingt
trendig, ist aber zu kurz gegriffen. In dem Aristophanes Stück „Lysistrata“
geht es wesentlich um Frieden. „Peace“, steht am Schluss des Stückes auf
einer Fahne zu lesen, das wiederum ist freilich der „Frauenpower“ zu
verdanken.
Die Geschichte ist rasch erzählt. 500 v. Chr. liegen Athen und
Sparta im Krieg miteinander. Die Frauen sind der ständig abwesenden Männer
überdrüssig, sie entbehren ihre Manneskraft. Die Athenerin Lysistrata ruft
die Frauen beider Städte zu einer Verschwörung zusammen: Sie werden sich
ihren, immer nur für kurze Zeit heimkommenden Männern solange verweigern,
bis diese endlich Frieden schließen. Wie sie dem Publikum durchaus
glaubwürdig mit eindeutigen Anspielungen versichern, fällt ihnen ihre
selbst auferlegte Enthaltsamkeit nicht leicht. Sie besetzen die Burg und
lassen die heimkommenden Männer vor den Mauern schmachten.
Wenige Stilmittel sind nötig um kurze und temperamentvoll gespielte
Bilder in Szene zu setzen. Einige Versatzstücke und angedeutete Kostüme
vereisen auf das antike Griechenland, Trommelwirbel auf offener Bühne
leitet die einzelnen Auftritte ein. Der Regisseur lässt die überrumpelten
Männer und wütenden Frauen im Chor sprechen, um ihren Forderungen und
Phantasien allgemeine Gültigkeit und Nachdruck zu verleihen.
Deftige erotische Sprüche werden geführt, es wird gepoltert,
bedroht und verführt. Nicht nur der exaltiert schillernde Vertreter des
athenischen Stadtstaates muss sich seine Ohnmacht den Frauen gegenüber
eingestehen, die heimkehrenden Veteranen müssen sich geschlagen geben. Ist
es Theater, Realität oder Parodie, wenn gestandene Männer am Boden auf
allen Vieren kriechen, weil sie ihren Trieben hilflos ausgesetzt sind?
Matthias Hochradl wollte ein komödiantisches Stück zum Thema
Frieden auf die Bühne bringen, das ist ihm, den Schauspielerinnen und
Schauspielern gelungen. Der Dichter Aristophanes schrieb diese Komödie um
450 v. Chr., die Theaterleute in Holzhausen haben eine komprimierte
Fassung nach den Möglichkeiten ihres Theaters ausgerichtet. Die Zuschauer
anerkennen die Arbeit mit spürbarem und hörbarem Vergnügen, auch wenn der
einen oder dem anderen die vulgären Töne der griechischen Weiber und
Männer scheinbar übertrieben klingen.
„Glaubt ihr wirklich, dass es so wäre, wenn es so wäre?“, diesen
Satz gibt Regisseur Hochradl dem Publikum nach erfolgtem Friedensschluss
mit auf den nächtlichen Heimweg.
15.11.2003
Ulrike Guggenberger
Dorfzeitung
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