Auf Einladung der Romanistischen Fakultät der Universität Salzburg
war am 20.Mai 2009 der portugiesischsprachige Autor und Journalist
José Eduardo Agualusa erstmals zu Gast in Salzburg. In der voll
besetzten Kleinen Aula der Universitätsbibliothek stellte er seinen
neuesten Roman „Das Lachen des Geckos“ vor. Sein Übersetzer, Michael
Kegler, übernahm den deutschen Part.
José Eduardo Agualusa wurde 1960 in Angola geboren. Er lebte lange
in Lissabon, dann in Rio de Janeiro. Bis heute hat er vier Romane,
eine Sammlung mit Kurzgeschichten und einen Lyrikband
veröffentlicht. Zudem ist er als freier Journalist für Radio und
Zeitung tätig. Das Portugiesisch, in dem er schreibt, ist für ihn
nicht mehr die Sprache der einstigen Kolonialherren, sondern
„eine afrikanische Sprache,
die Begriffe, Ausdrücke, die Rhythmen und die Gefühle des
angolanischen Volkes aufgenommen hat“.
Seine Bücher sind in 16 Sprachen übersetzt worden. Auf Deutsch sind
bisher zwei Romane erschienen: „Ein Stein unter Wasser“ (1999 im DTV
Verlag) und „Das Lachen des Geckos (2008 im A 1 Verlag). 2006
gründete er den brasilianischen Verlag „Lingua Geral“, der nur Werke
herausgibt, die ursprünglich auf Portugiesisch geschrieben wurden,
und sich besonders um die Entdeckung junger Schriftsteller bemüht.
Agualusa und sein Übersetzer lasen abwechselnd auf Portugiesisch und
Deutsch ausgewählte Abschnitte aus dem „Lachen des Geckos“, wobei
die Frage, warum gerade ein Gecko diese Geschichte erzählt, bereits
im Vorhinein geklärt werden konnte. Dieser Gecko beobachtet mit
subtilem Humor den Protagonisten Félix Ventura, der einer
ungewöhnlichen Tätigkeit nachgeht. Er handelt mit erfundenen
Vergangenheiten. Seine Kunden sind Minister, Landbesitzer und
Generäle, Menschen der neuen angolanischen Oberschicht. Sie alle
blicken in eine gesicherte Zukunft, was ihnen jedoch fehlt, ist eine
glanzvolle Vergangenheit. Ventura erstellt neue Stammbäume für sie,
beliefert sie mit Fotografien von illustren Vorfahren und versorgt
sie mit glücklichen Erinnerungen. Doch eines Nachts kommt ein
Fremder in sein Haus, dem er eine neue angolanische Identität
verschaffen soll. Venturas Schöpfung auf den Namen José Buchmann
beginnt den Fremden so sehr zu fesseln, dass er sich zunehmend mit
der erfundenen Person identifiziert und sich auf die Suche nach den
Figuren seiner gekauften Vergangenheit begibt.
Der Gecko beobachtet lächelnd, träumt und hört sich Geschichten an,
er nimmt uns mit auf eine spannende und poetische Reise. Der Roman
bewegt sich zwischen einer Satire auf die politischen Verhältnisse
und einem magischen Realismus, einer fast lyrischen Prosa. Die
britische Zeitung „The Independent“ hat den Autor für diesen Roman
mit dem Independent Foreign Fiction Prize 2007 ausgezeichnet.
In der anschließenden Podiumsdiskussion gab der Autor sichtlich
erfreut über das rege Interesse des Publikums bereitwillig Auskunft
über seine Arbeit. Er ist sich auch der Tatsache bewusst, dass der
Erfolg eines Buches nicht vorhersehbar ist. So war einer seiner
Romane in Holland binnen kurzem vergriffen, in anderen Ländern
wieder blieb er liegen. Eine amüsante Episode erzählte er von einem
großen Literaturfest in Lissabon. Dort saß er zufällig neben einem
bekannten Rockstar, mit dem er sich intensiv unterhielt, am nächsten
Tag war sein Name schlagartig bekannt.