Die Musik von Thierry Zaboitzeff ist eine schräge, bizarre Mischung aus
Musikelementen der vergangenen 600 Jahre, aufbereitet im technologisierten
Kleid des 21. Jahrhunderts.
Basis sind mittelalterliche Lieder, die mit der Technik unseres
Jahrhunderts neu interpretiert werden, und dadurch einen sehr
eigenwilligen Charakter erhalten. Die unterschiedlichsten Stilelemente
vergangener Epochen und Kulturen fließen ineinander, verschmelzen zu einem
Konglomerat, das Vergangenheit und Gegenwart mit einander verbindet.
Die mittelalterliche Musik, wie sie gemeinhin bekannt ist, ist zwar
erkennbar, vermengt sich aber mit vielen anderen Stilelementen zu einer
ausgesprochen eigenwilligen Klangwelt.
Sie wird zu einem musikalischen Spiegel unseres gegenwärtigen
Lebens – alle Zeiten fließen ineinander, existieren gleichzeitig,
beeinflussen und bestimmen die Werte und das Leben unserer Gesellschaft.
Trommeln, Gitarre, Cello, synthetische Musik und die Stimmen von
Sandrine Rohrmoser und Thierry Zaboitzeff erzeugen eine ganz eigene
Klangwelt, die eine bizarre aber durchaus reizvolle Mischung vergangener
Zeiten und Rhythmen mit heutigen Stilelementen ergibt.
Tempo, Farbe und Leben erhält diese ungewöhnliche Mischung, die
stellenweise an die Musik des Cirque du Soleil erinnert, vor allem durch
die außergewöhnliche Stimme von Sandrine Rohrmoser. Der äußerst spärlich
beleuchtete Raum ist bis in die letzte Ecke mit ihrer Stimme erfüllt –
diese Stimme ist für eine Stunde das dominierende Element.
Der kraftvolle Eindruck, den die Musik von Thierry Zaboitzeff und
die Stimme von Sandrine Rohrmoser erzeugen, wird jedoch von der
Präsentation etwas geschmälert. Ob gewollt oder ungewollt – das ist für
den Zuschauer nicht klar erkennbar – flackern immer wieder komische
Sequenzen in der Darbietung auf: übertriebene Dramatik, pathetische
Ernsthaftigkeit werden so stark überzeichnet, daß sie stellenweise eher
komisch als dramatisch oder ernsthaft wirken. Dadurch wird
bedauerlicherweise die Aufmerksamkeit des Zuhörers von der Musik
abgelenkt: man beobachtet mehr, hört weniger.
Llibre Vermell von Zaboitzeff & Crew ist ein faszinierender Mix
unterschiedlichster Elemente, der jedoch noch besser zur Geltung käme,
wenn die visuellen Eindrücke von der gelegentlichen Komik befreit würden.
31. 3. 2004
Michaela
Essler,
Dorfzeitung
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