Warum magst du
ihn nicht?“ hätte die jahrelange Verdrängung unaufgearbeiteter Geschichten
für alle zusammenbrechen lassen können. Hätte.
Welche alten Geschichten?
Geir und Leif wachsen in einem abgelegenen Dorf zwischen Fjord und
Gebirge auf. Sie sind unzertrennlich, sie verspinnen sich in ihrer eigenen
kleinen Welt in einem Bootshaus, sie sind glücklich.
Heranwachsend gründen sie zusammen eine Band, die ihnen alles bedeutet.
Die Idylle findet ein ungeklärtes jähes Ende, als Geir sein Heimatdorf
verlässt, Leif zurückbleibt.
Als Geir mit halbwüchsiger Tochter und Frau seine Mutter in den
Sommerferien nach vielen Jahren wieder einmal besucht, sehen sie sich
unvermutet wieder. Hier, wie zufällig beim baufälligen Bootshaus, setzt
das Spiel ein. Es ist so schön hier.
Geir und Leif fallen einander nicht in die Arme. Scheu und verhalten
Leif, scheinbar locker und ungezwungen, Geir, sie wechseln ein paar
belanglose Sätze. Es gibt Tabufragen zwischen ihnen, die knapp und hastig
beantwortet werden, alte Wunden dürfen nicht aufgerissen werden.
Dieses Jahr äußerte Geirs Frau Hilde unvermutet den Wunsch die
Sommerpause im Heimatdorf ihres Mannes zu verbringen. Bewusst oder
unbewusst will sie diesen Ort aufsuchen um hinter das Unausgesprochene der
Tabufragen zu kommen. Mit sicherem Gespür weiß sie, dass ihre erstarrte
Beziehung in der Ehe hier ihren Anfang nimmt.
Sie insistiert, verlockt und bedrängt die beiden Jugendfreunde. Es ist
alles so schön.
Überraschend entschließen sich Hilde und Geir halbherzig nach ein paar
Tagen wieder abzureisen. Was zu tun gewesen wäre ist nicht geschehen.
Tochter Siv weigert sich mitzukommen. Sie bricht ihr Spiel nicht ab,
sie ist neugierig wie es weiter gehen wird mit ihr und dem Jungen aus dem
Dorf, es ist so schön hier.
Noch knapp vor dem Aufbruch versichern sich Geir, Leif und Hilde sie
werden zusammen eine Bootsfahrt unternehmen, wenn sie wiederkommen. Ganz
gewiss werden sie die Fahrt mit dem Boot auch nächstes und übernächstes
Jahr nicht machen, die tiefe See wird nicht aufgewühlt werden.
Hautnah das Schauspiel der Darsteller in einer dichten Atmosphäre von
sparsamem Wort, reduzierten Gesten und Bewegungen, einer nachvollziehbaren
Symbolsprache und reibungslosem Ablauf. Ein bürgerliches Drama von Jon
Foss, oder wie heilsamer Schmerz gekonnt verdrängt wird. Es ist alles so
schön.