Edward
Albee:
Wer hat Angst vor
Virginia Woolf?
Eine derart
intensive Einführung in das universitäre Gesellschaftsleben einer
amerikanischen Provinzstadt hat sich das junge Pärchen gewiss nicht
erwartet.
Als sie
nachts um 2 Uhr an der Wohnungstüre klingeln, werden
sie von Martha schon sehnsüchtig erwartet. Martha und George brauchen
Publikum, um den ganz persönlichen
Guerilla
Krieg ihrer Beziehung erbarmungslos durchzuziehen, die Gegenwart von
Nick und seiner „Süssen“ heizt sie kräftig an.
Martha, die
einzige Tochter des Rektors der örtlichen Universität, ist von George
maßlos enttäuscht. Hatte er, als sie ihn von 25 Jahren als Einzigen
unter vielen auserwählte, nicht alle Chancen, würdiger Nachfolger ihres
großartigen Vaters zu werden? Aber nein, heute noch
sitzt er in der Abteilung für Geschichte und versumpft dort, der
Versager. Dieser junge Nick aber, das ist ein Power
Typ, das spürt Martha sofort. Dieses graue Mäuschen, seine Frau,
versteht natürlich nichts davon.
Edward
Albee, 1928 in Washington geboren, schrieb das Theaterstück„ Wer hat
Angst vor Virginia Woolf“1962. Zu einer Zeit, als
die ersten Erfolgswellen der Psychoanalyse, der Erforschung der
menschlichen Seele, begründet von Sigmund Freud, über den Umweg USA,
Europa erreichen. Das Stück behält bis zum heutigen
Tag seine Explosionskraft, geht es doch um eine zutiefst menschliche
aber tödliche Zerstörungskraft: die Enttäuschung. Dagegen kommt keines
Menschen Liebe an.
Daniela
Enzi, Harald Fröhlich, Nicola Trub, Ferdinand Kopeinig, spielen bis zur
totalen Erschöpfung: „Mach den Hausherrn fertig“, „Gib’s dem Gast “,
„Bums die Hausfrau“ und schließlich ein letztes
Spiel. Da wird keiner geschont, gegenseitige
Verletzungen bohren sich wie ein Schwert in Bauch, Herz und Verstand.
Treten noch zu Anfang des Stückes die Protagonisten in leichten
Staubmänteln auf die Bühne, verbeugen sie sich nach dieser gnadenlosen
Nacht in zerfledderten Kleidungsstücken vor einem betroffenem Publikum.
Die
Aufführung fügt sich perfekt in die Möglichkeiten des Schauspielhauses,
sowohl was Inszenierung, Bühnenbild und hervorragende Leistung der
Schauspieler betrifft.
„Ich krieg
dich noch Martha“, ruft einmal George der rasenden
Martha zu. Es ist ihm gelungen.
Ulrike Guggenberger,
Dorfzeitung, 28. 01. 2007
Premiere 24. 01. 2007 im Schauspielhaus Studio
Das Urheberrecht für alle
Texte, Bilder und Fotos liegt bei den AutorInnen.
Die Verwendung des, auf
dieser Seite veröffentlichte Bild- und Textmaterials,
ist ohne ausdrückliche Genehmigung
durch die AutorInnen untersagt.
|