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Nicolai Gogol
Der Revisor

Korruption gepaart mit Dummheit. Dieses Zusammentreffen zweier gefährlicher  menschlicher Untugenden sorgen auf der Bühne wie im wahren Leben schon immer für Brisanz und Situationskomik. Nicolai Gogols Stück „Der Revisor“1836 in Petersburg uraufgeführt,  könnte sich zu jeder Zeit in jedem Staat in ähnlicher Weise abspielen. Bis zur letzten Aufführung, Sonntag den 13. Mai, auf jeden Fall im Theater in Holzhausen.

Gogol bediente sich des bühnenwirksamen Mittels spitzfindiger Verwechslungen und Intrigen, um der bürgerlichen Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. In einer russischen Kleinstadt wird der vom Staat entsandte Revisor erwartet. Da steigt ein unbekannter junger Mann auf der Durchreise nach Petersburg im Gasthof ab. Flugs brodelt es in der Gerüchteküche, schießen in den offiziellen Amtsträgern des Städtchens hässliche Verhaltensweisen auf  und treiben böse Blüten. Keiner wird von Gogol geschont, der Polizeikommandant, der Posthalter, der Schulinspektor, der Leiter des Krankenhauses, der Amtsrichter, der Hausbesitzer stecken allesamt im gleichen Sumpf gegenseitiger Betrügereien.  Auch bei den beiden Damen, Frau und Tochter des Stadtkommandanten, bricht ein scharfzüngiges, Mutter-Tochter Konkurrenzspiel um die Gunst des vermeintlichen Revisors aus. Am unschuldigsten erscheint noch der junge angehende Doktor August Klinke selbst, dessen überraschende Gegenwart Auslöser dieser überbordenden Verwicklungen ist.

Nicolai Gogol lässt mit dem Auftreten seiner typischen Charaktere keine menschliche Schwäche aus, um ohne erhobenen Zeigefinger zu unterhalten und gleichzeitig die maroden gesellschaftlichen Verhältnisse anzuprangern.

„Der Revisor“ erscheint nicht nur auf den Bühnen der großen Welt regelmäßig, sondern auch auf den kleinen Bühnen wird er gerne gegeben. Da auf der Bühne kaum unmittelbare Handlung abläuft, lässt sich das Stück mit wenig aufwändigen Kulissen inszenieren. Der Zuschauer wird durch erzählende Dialoge über das Geschehen informiert. Eine geglückte Aufführung hängt vom Geschick der Akteure und der Inszenierung ab.  So auch im Theater in Holzhausen.  Ein recht praktikables Bühnenbild trägt durch den ca. eineinhalb stündigen Spielverlauf, mit einer kleinen Pause.  Von den Schauspielern sind besonders der Polizeikommandant Sepp Krach, nebst weiblichen Familienmitgliedern Anni und Traudl, sowie der charmante Betrüger wider Willen, August Klinke mit ihren Rollen verwachsen.  Zum Erfolg der Aufführung aber trägt gleichermaßen das gesamte Ensemble bei.  Das Spiel im Theater Holzhausen endet ähnlich wie in einem guten Nestroy Stück mit einer Anspielung auf gegenwärtige politische Vorkommnisse. Für die Bösewichte des russischen Städtchens  bleibt nur ein Ausstieg aus dem Dilemma: „Ab in die Karibik“.


Ulrike Guggenberger, Dorfzeitung

 

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Fotos: KTraintinger, Dorfzeitung