ALESSANDRO BARICCO
NOVECENTO
DIE LEGENDE VOM OCEANPIANISTEN
SCHAUSPIELHAUS SALZBURG - PREMIERE:
4.
OKTOBER 2008
MIT: HANSI ANZENBERGER.
REGIE: CHRISTOPH BATSCHEIDER
Im Vorwort zu
seiner Legende vom Ozeanpianisten (einer rund 80 Seiten kurzen
Erzählung) macht der italienische Bestsellerautor Alessandro
Baricco darauf aufmerksam,
dass er den Text 1994 für
einen Schauspieler und einen Regisseur geschrieben hat, aus dem die
beiden ein Schauspiel gemacht haben, das
im selben Jahr auf dem
Festival von Asti Premiere hatte.
„Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um zu behaupten, ich hätte ein
Theaterstück geschrieben, ich habe da meine Zweifel“.
So enthält das Buch
neben einem poetischen
Text
auch genaue Regieanweisungen,
die sich oft auf die Musik beziehen, die bei der Aufführung im
Hintergrund gespielt werden soll.
An Bord eines
Dampfers, der Emigranten aus Europa in die USA bringt, wird ein
Säugling in einer Zitronenkiste auf einem Klavier zurückgelassen,
was prägend für sein weiteres Leben werden soll. Ein Maschinist des
Schiffes findet ihn, nimmt sich seiner an und gibt
ihm nach seinem Geburtsjahr
den Namen Novecento - Neunzehnhundert . Nach dessen Tod versteckt er
sich aus Angst, den Behörden ausgeliefert zu werden, doch plötzlich
taucht er wieder auf: am Klavier im Ballsaal, und er spielt, wie man
es noch nie gehört hat.
Er unterhält aber
nicht nur die Passagiere der ersten Klasse, nachts
geht er hinunter in die dritte Klasse, hier spielt er seine
Musik, die die Menschen zu Tränen rührt, Musik, die es eigentlich
gar nicht gibt, denn hier kann er spielen, was er will.
Ein einziges Mal
versucht er, das Schiff
zu verlassen, gesteht ganz am Ende seinem Freund dem Trompeter,
warum er nicht an Land gegangen ist:
„Nicht das, was ich sah, hielt mich zurück, sondern das, was ich nicht
sah.“
Als das Schiff
schließlich, als Lazarettschiff während des Krieges völlig
heruntergewirtschaftet, gesprengt werden soll, bleibt der
Ozeanpianist dennoch an Bord und wird somit endgültig zur Legende.
In der Inszenierung
von Christoph Batscheider wird aus dem Trompeter ein Klarinettist.
Hansi Anzenberger entlockt seinem Instrument
die Klänge einer Schiffssirene, während er langsam die
minimalistisch gestaltete kleine Bühne, auf der ein riesiges
weißes Papierboot auf einem blauen Plastikmeer schwimmt,
betritt.
Er, der einzig
wirkliche Freund Novecentos,
erzählt nun dem Publikum die Geschichte bzw. Legende des
Ozeanpianisten, eines tragischen musikalischen Genies, immer wieder
mit passender Musik aus seiner Klarinette untermalt.
Der 60-minütige
Monolog beschert einen poetisch phantasievollen Theaterabend, der
wunderbar in das stimmungsvolle Ambiente des Foyers passt.
Elisabeth
Pichler, Dorfzeitung
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