Georg Büchner
Woyzeck
SCHAUSPIELHAUS SALZBURG-
PREMIERE: 18.
SEPTMBER2008
/ MIT:
UTE HAMM, OLIVER HILDEBRANDT, CHRISTOPH KAIL, MARCUS MAROTTE, GEORG
REITER, EVELYN RUZICKA, TIMO SENFF, VOLKER WAHL. /
REGIE: ROBERT PIENZ/
AUSSTATTUNG:
RAGNA HEINY /
MUSIK: FABIO BUCCAFUSCO.
LIVEBAND: HANSI ANZENBEREGER (KLARINETTE), ALISCA BAUMANN (VIOLINE),
MICHAEL BRANDL (GITARRE), SIGRID GERLACH - WALTENBERGER (AKKORDEON),
SABINE LINECKER (KONTRABASS)
Ein Mörder, ein Opfer.
Woyzeck: der
Soldat, der Vater, die Versuchsperson, der chronisch Eifersüchtige,
der Philosophierende, der Mörder. Das Opfer?
Opfer der
Tyrannei des einsamen Hauptmannes, Opfer der Erbsendiät und Versuche
des atheistischen Arztes, Opfer im Kampf gegen den Tambourmajor,
Opfer im Kampf um seine Marie.
Die Geschichte
des Antihelden Woyzeck, inszeniert von Robert Pienz, feierte am
18.09.2008 im Schauspielhaus Premiere. Christopher Kail überzeugt
als Woyzeck, der obwohl zwischen Hauptmann und Tambourmajor,
zwischen Marie und dem Arzt hin- und hergestoßen, letztendlich seine
Entscheidung bewusst trifft und die Bluttat, die Ermordung seiner
untreuen Geliebten, ruhig und entschlossen zu Ende bringt.
Die Situation des Soldaten
Woyzeck, sein soziales Umfeld und seine Hirngespinste werden um und
in einem hölzernen Zylinder, der sich dreht, Türen und Fenster
preisgibt, neue Landschaften und Häuser bildet, gezeigt.
Der See, der Tatort des Mordes,
liegt im Inneren
des Zylinders, um den sich herum noch
kurz davor die Tanzgesellschaft amüsiert hat, der Tambourmajor die
Marie geküsst
und Woyzeck den Hauptmann rasiert hat.
Erst zur Tat öffnet sich der Holzturm und gibt den Blick frei auf
das, was die ganze Zeit schon im Inneren verborgen lag, immer da und
immer nah war.
Diese
bühnenbildnerische Feinheit lässt sich mit
dem Stück verbinden, der Mord, dessen Nähe das ganze eindreiviertel
Stunden lange Spiel zum Greifen nahe scheint und doch erst am Ende
enthüllt wird.
Begleitet wird das Stück durch
eine
fünfköpfige
Band und kommentiert von einem singenden, erzählenden und
intervenierenden Narr (Timo Senff), der zur Eröffnung des Stückes,
begleitet von Violine
und Klarinette, von einem „guten
Mord, einem schönen Mord“ singt.
Neben einem
verzweifelt einsamen Hauptmann (Marcus Marotte) und einer (besonders
in der vorletzten Szene) wunderbar übertrieben-euphorischen Margreth
(Ute Hamm) und dem unfreiwillig witzigen, dumpfen und leicht
tierischem Tambourmajor (Volker Wahl) sticht besonders die blonde
Marie heraus.
Die erst 26
jährige Evelyn Ruzicka spielt sie in kindlichem Staunen über die
Welt, den Tambourmajor, ihren Woyzeck und was sie da eigentlich
selbst tut.
Bevor der
Tambourmajor wie ausgemacht in ihrem Haus erscheint, bringt sie den
Sohn nach draußen und stellt sich in die einzige Ecke des Raumes und
wartet. Ängstlich, gespannt, verwirrt.
Geschmeichelt
von der Zuneigung und Aufmerksamkeit des Tambourmajors plagt sie
doch ein schlechtes Gewissen.
Evelyn Ruzicka als Marie lehnt
sich in der Nacht aus dem Fenster und singt mit zarter Stimme oder
betet unsicher.
Evelyn Ruzicka
als Marie tanzt ausgelassen mit dem Tambourmajor, trunken vom Fest,
der Nacht und der Musik.
Evelyn Ruzicka
als Marie sitzt dann ruhig und scheinbar zufrieden mit ihrem Woyzeck
am Steg, kurz bevor der Soldat ihr mit dem Messer die Kehle
durchtrennt.
Marie ist eine
ebenso traurige Person, wie Woyzeck es ist. Beide unfähig ihre
Zufriedenheit zu erlangen und dann zu behalten. Beide hin- und
hergerissen und beide Opfer der Hierarchie.
Nina
Groß, Dorfzeitung
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