Maxim Gorki
Nachtasyl
THEATER ECCE SALZBURG -
PREMIERE:
24.
SEPTMBER
2008
REGIE: REINHARD TRITSCHER /
PRESSETEXT
Szenen aus der Tiefe.
Ein hohes Drahtgitter spannt sich über die gesamte Rampenläng der
Bühne. Im Laufe des Abends wird sich zeigen, dass die Menschen
außerhalb des Gitters ebenso gefangen sind wie diejenigen innerhalb
des Maschendrahtes.
Im Bühnenraum herrscht Dunkelheit. Gitarrenklänge scheinen wie
magisch Personen anzulocken, die aus dem Verborgenen auftauchen,
einer nach dem anderen, sie formen sich zu einem pantomimischen
Menschenknäuel, werden gleichsam auf die nun durch einzelne
Lichtkegel erleuchtete Bühne ausgespuckt. Ein erstes symbolistisches
Bild.
Im Nirgendwo und Überall hausen aus der Gesellschaft Ausgestoßene,
Gestrandete, aus welchen Gründen auch immer.
Migranten und Migrantinnen aller Herren Länder, eine junge
Prostituierte, die der romantischen Liebesliteratur verfallen ist,
ein blutsaugerischer Vermieter und seine korrupte Frau, ein junger
Mann, der zu Hoffnungen Anlass gibt, ein versoffener Dichter,
Sandler und Gelegenheitsdiebe, eine Schwerkranke und ihr hilfloser
Ehemann, ein abgestumpfter Hüter des Gesetzes auch. Sie alle sammeln
sich und hausen an diesem Schattenreich der Gegenwelt, zu schwach,
um sich jemals aus eigener Kraft zu befreien. Eine dichte Abfolge
starker, authentischer, Bilder.
Milieu, Inhalte und Typen des Maxim Gorki-Stückes „Nachtasyl“ haben
sich bis in die Gegenwart, trotz aufgeklärtem Sozialstaat, nicht
wesentlich verändert. Das ist der wunde Punkt, an dem Regisseur
Reinhold Tritscher ansetzt. Er lädt Menschen aus der Salzburger
Off-Szene ein, gemeinsam mit ihm und wenigen Berufsschauspielern
ihre persönlichen, eigenen Lebensumstände auf der Bühne, im
eigentlichen Sinne des Wortes, zu mimen. Es zeigt sich, dass das
authentische Spiel bewegte Bilder hervorbringt, die einen
symbolistischen, surrealen Charakter annehmen.
Tritscher siedelt das Gorki-Stück im Jetzt und vor Ort an. Ein
risikoreiches, mutiges, arbeitsintensives Unternehmen. Tritscher
fordert seit Jahren mit vergleichbaren, im Leben selbst
angesiedelten Projekten Gesellschaft und staatliche Fürsorge heraus.
Beharrlich schafft er es, immer wieder Randgruppen der Gesellschaft
(für eine gewisse Zeit) in die Mitte zu rücken.
Seine wirksame Therapie liegt aber nicht allein im
Bewusstmachungsprozess, es liegt im Zulassen können, im
Herausfordern von Fähigkeiten, die vorhanden sind und brach liegen.
„Talent, ist der Glaube an sich selbst“, sagt der versumpfende
Dichter einmal an diesem Abend.
Ulrike
Guggenberger, Dorfzeitung
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