© Eva-Maria Griese, Schauspielhaus
Ödön von Horvath
Glaube Liebe Hoffnung Ein kleiner Totentanz
PREMIERE:
22.
FEBER
2009
/ SCHAUSPIELHAUS SALZBURG
Mit:
Sarah Jeanne Babits, Florian Eisner, Marcus Marotte, Volker Wahl,
Oliver Hildebrandt, Maximilian Pfnür, Elke Hartmann,
Constanze Passin, Ute Hamm, Georg Reiter, Philipp Leenders /
Regie: Mona Kraushaar
Zu Beginn der Aufführung betrachtet sich „das Fräulein“ in einem
vorbei fließenden Wasser und macht sich hübsch. Gegen Ende der
Aufführung wassern darin weiße Chrysanthemen. Des Fräuleins - trotz
widriger Umstände aufrechter - Lebensmut wird zu Grabe getragen.
Ödön von Horvaths sozialkritische Tragödie zeichnet keine
willenlose, resignierende, sich ans Schicksal ausliefernde
Frauensperson, sondern eine, die sich klug zur Wehr setzt, aber
gegen die Übermacht von Dummheit, Konvention und Vorurteil keine
Chance hat.
Das Fräulein, mit bürgerlichem Namen Elisabeth, will dem
anatomischen Institut (Prosektur) ihren Körper nach ihrem Tod für
wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stellen. Dafür kann man 150
Mark kassieren, hat sie irgendwo gehört. Die Zeiten sind schlecht,
man muss schauen, wo man bleibt.
Elisabeth gerät an den Präparator, der davon nichts weiß, ihr in
seinem Sinne weiterhilft und sie damit aber in neue, größere
Schwierigkeiten hineinmanövriert. Schließlich findet sie sich in
einem Teufelskreis, wo jeder Schritt sie weiter ins Unglück
hineinschlittern lässt.
Ödön von Horvaths Charaktere, der schwammige Präparator, die
eiskalte Geschäftsfrau, die hilflose Frau des Amtsgerichtsrats, den
seine Vorschriften übererfüllenden Polizisten.
Sie alle stecken selbst in der Daumenschraube des sich Ernähren
Müssens, was aber ihre feige Haltung nicht unbedingt entschuldigt.
Wie von unsichtbaren Fäden dirigiert hängen sie an ihren von der
Gesellschaft verpassten Rollen.
Auf der im vollen Raumausmaß ausgedehnten, großzügigen, in weiß
gehaltenen Bühne sind lediglich, mit wechselndem Standort, fünf
Bänke verteilt. Wie in einer Diaschau wechseln kurze Spielszenen mit
Dunkelphasen. Die Menschen begegnen einander paarweise, stehen
isoliert im Raum, finden sich selten zur Gruppe.
Sarah Jeanne Babits als Fräulein spielt eine junge Frau, die, wie
sie einmal energisch überzeugt sagt, „sich nicht abhängig machen
will“ in selbstbewusster, authentisch wirkender Manier. Ihr Spiel
ist begleitet vom approbierten Können der Kolleginnen und Kollegen.
Eine klare, aufs Notwendige konzentrierte Regie gibt der Aufführung
den sicheren Rahmen den sie braucht, um sich auf Inhalt und Gehalt
konzentrieren zu können.
Ödon von Horvath, 1901 im damaligen Fiume geboren, gilt als
sozialpolitischer Autor, der seine Stücke bei den kleine Leuten
ansiedelt und seinen Protagonisten einen etwas gespreizten - einen
die Gebücktheit vor der Obrigkeit bloßlegende Sprachduktus in den
Mund legt: „Erlauben gefälligst, dass ich Ihnen noch ein Stückchen
begleite?“.
„Irgendwo, irgendwann, irgendwie“ muss doch das Glück zu finden
sein. Elisabeth hat es tapfer bis zuletzt finden wollen und ist doch
daran zugrunde gegangen.
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