© Eva-Maria Griese (6), Schauspielhaus
Eric-Emmanuel Schmitt
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
PREMIERE:
5.
März
2009
/ SCHAUSPIELHAUS SALZBURG
Mit: ogün derendeli, georg reiter / livemusik:
serdar kurtoglu / regie: christoph batscheider / dramaturgie:
veronika breuning
Eric-Emmanuel Schmitt, 1960 in Lyon
geboren, gehört in Frankreich zu den bedeutendsten Theaterautoren
seiner Generation und feiert auch international große Erfolge.
„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist ein Theaterstück,
das 2001 als Erzählung erschienen ist und 2003 mit Omar Sharif in
der Titelrolle verfilmt wurde.
„Als ich elf war, habe ich mein Schwein geschlachtet
und bin zu den Dirnen gegangen.“
Mit diesem Satz stellt sich der junge
Moses dem Publikum vor und erzählt uns dann seine Geschichte: Er
lebt mit seinem depressiven Vater in einer kleinen Wohnung in der
Rue Bleu in Paris. Da ihn seine Mutter kurz nach seiner Geburt
verlassen hat, muss er sich um den Haushalt kümmern und kochen. Zum
Einkaufen geht er in den Laden von Monsieur Ibrahim, der als weiser
Mann gilt. Er ist „nur“ ein Araber, der in einer jüdischen Straße
sein Geschäft führt, und das bedeutet:
„Von acht bis vierundzwanzig Uhr geöffnet, auch am Sonntag.“ Doch
dieser stellt immer wieder richtig:
„Ich bin kein Araber, ich komme vom goldenen Halbmond, so heißt eine
Region, die von Anatolien bis Persien reicht.“
Die wenigen Sätze, die die beiden
anfangs miteinander wechseln, wachsen sich bald zu tiefsinnigen
Gesprächen aus, denn Monsieur Ibrahim kennt die Geheimnisse des
Glücks. Mit Hilfe seiner Weisheiten, die er dem Leben und dem Koran
entnimmt, eröffnet er dem jungen Moses (den er lieber Momo nennt,
denn „das klingt nicht so
bedeutend“) eine neue Welt. Er steht ihm bei, wenn es um erste
Liebeserfahrungen geht und sensibilisiert den Jungen für die Freuden
des Alltags. So wie Moses profitiert auch der Zuseher von Monsieur
Ibrahims charmanten Weisheiten. So etwa, wenn er das Geheimnis des
Lächelns offenbart, das nicht - wie Moses meint -
„nur etwas für glückliche
Leute ist“, sondern - wie Monsieur Ibrahim lehrt - erst
glücklich macht. Woran man eine reiche Gegend erkennt, wie man einer
Frau Komplimente macht, oder warum man nur das behalten kann, was
man verschenkt, erklärt der weise Araber auf liebevolle Weise.
Es ist ein Stück über die wesentlichen
Erfahrungen, die einem das Leben beschert. Über Freundschaft und
Liebe genauso wie über Abschied und Verlust. Und nicht zuletzt geht
es um das Ziel, das allen Religionen gemeinsam ist: Glück – für sich
und für andere.
Georg Batscheider
bringt dieses Schauspiel als 2-Personen-Stück auf die Bühne.
Mit Ogün Derendeli hat er einen absolut überzeugenden Darsteller des
Moses gefunden, dessen anfängliche Verzweiflung bald einem
gewinnenden, verschmitzten Lächeln weicht und uns 90 Minuten
eindrucksvollstes Theater beschert.
Georg Reiter ist stets präsent, agiert
aber behutsam, meist im Hintergrund, denn
„in der Langsamkeit liegt das
Glück“. Die minimalistische Bühne besteht aus einer trostlosen
Mauer und einem Gehsteig, so bleibt viel Platz für unsere Phantasie
und die Entfaltung der orientalischen Weisheiten.
Für die musikalisch stimmige Untermalung
sorgt Sedar Kurtoglu auf einer Saz, einer türkischen Langhalslaute,
die ein Synonym für die Volksmusik Anatoliens ist.
Monsieur Ibrahim ist ein kleines, weises
Stück, das hier mit großer Nachdenklichkeit und Behutsamkeit, aber
auch mit Heiterkeit vorgetragen wird und voller Zuversicht für das
Leben steckt.
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