Tanz, Theater, Video
Landschaft mit Katastrophe
TOIHAUS SALZBURG
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PREMIERE: 23. APRIL 2009
FELIPE SALAZAR HILDAGO, CORNELIA BÖHNISCH (TANZ), KATHARINA SCHROTT
(CHOREOGRAPHIE), SCOTCH MAIER (DRAMATURGIE), CORNELIA BÖHNISCH
(IDEE)
Wie meist betritt man dieses ganz spezielle kleine Theater, indem
man mitten über die Bühne spaziert und sogleich einen
ersten Eindruck erhält, was die nächste Stunde zu erwarten
ist. In einer Ecke türmen sich Matratzen und haufenweise Altkleider
und Stofftücher, die wie die Überreste eines Flohmarktes wirken. Es
schaut eigentlich alles ganz gemütlich aus.
Auf einem kleinen Fernsehapparat laufen Bilder, die nur ganz
undeutlich weitere Unordnung projizieren, Genaueres kann da
eigentlich nicht festgestellt werden. Musikuntermalung, aber auch
eigenwillige Geräuschkulissen kommen aus verschiedenen Lautsprechern
und erzeugen eine ganz eigentümlich meditative Stimmung.
Videoprojektionen sind ein wesentlicher Teil des Bühnenbildes und
machen den Kleiderberg fast lebendig.
Nach einiger Zeit im Halbdunkel windet sich aus dem Kleiderhaufen
eine „Fetzenfrau“ heraus, während ein männliches Wesen in ebenso
desolater Kleidung ganz versonnen vor sich hin tanzt. Die Beiden
scheinen sich richtig wohl zu fühlen in ihrer kleinen Welt und
nehmen sich erst gar nicht richtig wahr. Übermütig werfen sie bald
Kleider und Tücher in die Luft und verstreuen diese absolut
malerisch über die Bühne. Doch in diesem Chaos herrscht auch eine
gewisse Ordnung, denn alles wirkt farblich sortiert, hier ein roter
Berg, dort ein grüner.
Nun arbeiten sich die beiden Tänzer mit viel Phantasie durch die
Stoffberge, sie lassen grüne Wiesen entstehen, durch die sich blaue
Bächlein winden, und schwimmen durch Flüsse. Dann wiederum spielen
sie mit den Kleidungsstücken. Besonders beeindruckend der Tanz
bzw. Kampf von Cornelia Böhnisch mit einer Kostümjacke, der
an die Pullover-Bilder von Erwin Wurm erinnert. Felipe Salazar
Hildalgo zieht seinerseits als Wanderer in Zeitlupe seine Kreise,
indem er sich immer mehr in weiße Bänder hüllt.
Gegen Ende werden wir plötzlich aus unserer meditativen Stimmung
gerissen, durch eine völlig überdrehte, witzige Modenschau. Mit den
verrücktesten Utensilien stolzieren die Beiden auf und ab und sind
von den auf Laufstegen gezeigten untragbaren Kreationen gar nicht so
weit entfernt. Und dann taucht überall der Schriftzug auf:
„Landschaft mit Katastrophe“. Und wir wissen leider nur allzu gut,
was damit gemeint sein soll, denn Cornelia Böhnisch singt dazu einen
rund 40 Jahre alten Song „Mein Freund, der Baum ist tot….“,
erschreckend, wie aktuell dieser Text heute ist.
Ein absolut gelungener, experimenteller Abend, kurzweilig und sehr
animierend.
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