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Man ist, was man isst?
In
neuen, 50 voneinander unabhängigen Studien wurde bestätigt, dass Soja
gesund ist. Es kann dazu beitragen, das Risiko von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Bei Personen mit einem hohen
Cholesterinspiegel kann Soja eine erhebliche Senkung sowohl des Gesamt-,
als auch des LDL-Cholesterins (schlechtes Cholesterin) bewirken.
Japanische Frauen, die wesentlich mehr sojahältige Produkte essen als
europäische, haben ein deutlich niedrigeres Brustkrebsrisiko.
Durch den Verzehr dieses Nahrungsmittels ließe sich auch der
Gesundheitszustand in der Prä- und Postmenopause wesentlich angenehmer
gestalten lassen. Kurz und gut: Soja ist gesundheitsfördernd und
schmackhaft. Die Bedeutung dieser Bohne nicht nur in der Ernährung steigt
immer mehr, und damit auch die Nachfrage. In China wird seit über 5000
Jahren Soja in großer Vielfalt natürlich angebaut; es ist eine der
ältesten Nutzpflanzen der Welt. Sie kommt in rund einem Drittel aller im
Handel erhältlichen Lebensmittel vor.
Man wollte
es so einfach wie möglich machen. Der amerikanische Chemiekonzern Monsanto
brachte 1996 gentechnisch veränderte Soja-Pflanzen auf den Merkt, die
gegen Spritzmittel resistent waren. So meinte man, würden nur unerwünschte
Pflanzen auf den Äckern vernichtet werden. Die Kosten für die Bauern
würden fallen, es würden weniger Spritzmittel gebraucht werden. Denn
normalerweise muss gezielt ein Pestizid eingesetzt werden, um störende
Pflanzen auszurotten. Wie wunderbar einfach! Doch man sollte die Rechnung
immer mit dem Wirt machen. Denn die störenden Pflanzen und die
Soja-Pflanzen (!) wurden gegen die Spritzmittel resistent. Also neue
Mittel zur Beseitigung her, die Kosten stiegen. Es waren bereits viele
US-Bauern durch die schönen Versprechungen eingestiegen. Es geht dann wie
eine Lawine weiter. Dazu kommt noch, dass gegen die Beteuerungen der
Herstellerfirma dänische Forscher nachweisen konnten, dass das
Spritzmittel das Grundwasser gefährdet.
Doch das
alles ist kein amerikanisches Problem, denn die erste gentechnisch
veränderte Soja-Nahrungs(!)pflanze wurde 1996 auch in der EU (und damit
auch in Österreich) zugelassen. Seither darf Gen-Soja auch in
Lebensmitteln und Futtermitteln vorkommen. Erst nach Verbraucherprotesten
hielt es die EU-Kommission für notwendig, das auch zu kennzeichnen, wo das
enthalten sei: „aus gentechnisch verändertem Soja hergestellt“. Wenn
dieser Hinweis überhaupt auf den Produkten angeführt wird, ist er so
klein, dass man eine Lupe braucht, um es lesen zu können. Nur die
Sojasorte von Monsanto und eine Maissorte der schweizer Firma Novartis
müssen gekennzeichnet werden (Novel-Food-Verordnung). Dass es zwei
Gensorten gibt, die vor dem Mai 1997 in der EU zugelassen wurden,
vergessen wir einfach.
Bisher
waren wir beim Groben. Jetzt zum realen Leben. Denn Soja befindet sich in
so vielen Lebensmitteln: Cracker, Saucen, Suppen, Fleisch- und
Fischprodukte. Das Lecithin aus den Bohnen wird in Eiscreme,
Vitaminpräparaten und Milchmischgetränke verwendet. Das Öl und die Fette
sind in Speiseöl, Mayonnaise, Margarine, Dressings etc. Natürlich will
kein Lebensmittelhersteller zugeben, dass manipuliertes Soja in seinen
Produkten enthalten ist. Doch Gen-Soja hat den Markt erobert.
Gen-Soja-Bestandteile müssen außerdem nicht deklariert werden, wenn der
Anteil unter einem Prozent liegt. Noch ein Tüpfelchen auf dem i: Stiftung
Warentest hat Bio-Produkte getestet; sogar darin waren Spuren von Gen-Soja
enthalten.
Der
BSE-Skandal führte zu einem – vernünftigen – Verbot von
Tiermehrverfütterung durch die EU. Nun stieg die Nachfrage nach Sojabohnen
und Sojaschrot. Die Aktienkurse des amerikanischen Konzerns Monsanto stieg
wieder wunderbar nach oben.
Nochmals
zurück zum ganz konkreten Leben: Am 1. September 2005 sagte ein Sprecher
des Thüringer Verbraucherministeriums, dass es Untersuchungsergebnisse
geben würde, wonach der „Humana-Bananen-Milchbrei“ gentechnisch
verändertes Soja enthalte. Sofort gab ein Ministeriumssprecher Entwarnung
und meinte: „Selbst wenn es so gewesen wäre, wäre der Brei nicht
gesundheitsschädlich.“ Na, da freut man sich aber, wenn man Babies hat und
so schön entscheiden darf, was man für sein Kleinkind haben möchte und was
nicht!
Der Chef
des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé sagte in einem Stern-Interview
(Stern 47/96) zum Thema Gentechnologie: „Gentechnologie ist wichtig. Dazu
stehen wir. Nestlé wird weltweit nicht darauf verzichten. Darauf können
sie sich verlassen.“ Und auf die Frage, ab wann er genmanipulierte
Produkte anbieten möchte, sagte er: „Das hängt vom Gesetzgeber ab. Wenn es
nach mir ginge, so schnell wie möglich.“
Doch es
gibt auch die andere Seite. Am 28. Juli 2005 ging beim Pressetext Austria
die Meldung ein, dass NÖM sich zur Gentecnik-Freiheit entschlossen hat.
Und andere Produzenten überlegen ähnliche Schritte.
Die
niederländische Firma „Agra Consulting and Trading“ hat sich auf den
Handel mit nichtmanipuliertem Soja aus den USA spezialisiert. Ungefähr ein
Drittel der amerikanischen Bauern baut noch konventionell Soja an. Ein
Aufstand gegen die Genlobby ist also möglich. Es ist möglich, wenn alle
mitmachen. Die Bauern und die Konsumenten. Wenn sich beide Seiten mutig
auflehnen. Denn es geht nicht nur um die Ethik, sondern auch um die
Gesundheit. Genmanipulierte Nahrungsmittel sind zu neu, um alle Risken
kennen zu können.
Eine
Warnung zum Schluss: Was uns am Leben erhält, kann uns auch krank machen
(Hippokrates, griechischer Arzt, um 460-370 v. Chr.).
Salzburg, 11. November 2005
Maria
Schweiger,
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