Richard
Kienberger
Hammermenschen
Auf dem indischen Subkontinent sind Hammermenschen ein
allgegenwärtiges Bild: Frauen und Männer, die oft mit nichts mehr als
einem einfachen Hammer ihren Lebensunterhalt verdienen. Man findet sie
im Himalaya, wo bei manchmal eisigen Temperaturen der Schotter für den
Bau von Passstraßen in Handarbeit produziert wird. In Rajasthan
brechen sie mit Hämmern und Meißeln Sandsteinplatten aus gigantischen
Gruben, andernorts wird die Rinde gefällter Bäume weich geklopft und
abgeschält, um diese separat vermarkten zu können. Im Süden schützen
simple Schirme aus Palmwedeln die Arbeiterinnen und Arbeiter bei ihrer
mühsamen Tätigkeit vor der tropischen Sonne.
Vor über einem Vierteljahrhundert kamen wir nach Indien, um ein paar
Himalayagipfel zu bezwingen. Damals waren die Hammermenschen zunächst
„nur ein Motiv“ und gehörten zu einer ganz anderen Welt. Auch die
Berge hier waren ja eine unbekannte Welt für uns, ebenso wie die
buddhistische Kultur in Ladakh und das Taj Mahal und die neu
gewonnenen Freunde in Delhi, die eine völlig andere Facette Indiens
repräsentierten als ihre Eltern – zwar in den Traditionen verwurzelt,
aber trotzdem modern, freizügig, weltoffen, lebenshungrig. Und damit
unendlich weit entfernt von der Realität der Hammermenschen. Die
irgendwann begannen, sich bei weiteren Reisen nach Indien immer
heftiger in den Vordergrund zu schieben. Mag sein, dass ich sie
gesucht habe. Doch viel mehr fanden die Bilder mich, begegneten mir
immer wieder bei den Touren kreuz und quer durch den faszinierenden
Subkontinent, hinter Busfenstern, bei Spaziergängen in Rajasthan oder
in Bhutan, wo sich indische Tagelöhner in einem Steinbruch verdingten.
Die Menschen erzählten immer wieder bereitwillig ihre Geschichten,
manchmal mit Worten, manchmal mit ihren einfachen Instrumenten und
manchmal stumm. Es sind Zeugnisse aus einer anderen Welt, geschrieben
mit einem archaischen Werkzeug, das beinahe so alt ist wie die
Menschheit.
RICHARD
KIENBERGER - VITA
Der erste Fotoapparat, mit dem Richard Kienberger (*1958) auf
Bilder-Pirsch ging, war eine simple Agfa Box. Die Ausbeute war nicht
sonderlich vielversprechend, doch das lebhafte Interesse für das
Medium Fotografie blieb. 1976 kaufte er sich die erste
Spiegelreflex-Kamera und schloss sich kurz darauf einem
Amateurfotoclub an. Trotz anfänglicher, aber bescheidener Erfolge bei
Wettbewerben interessierte sich Kienberger immer stärker für die
Reportagefotografie, zumal er auf diesem Gebiet nach dem Beginn einer
Redakteursausbildung bei der Lokalzeitung auch beruflich tätig war.
Nach Anstellungen bei Lokalzeitungen wechselte der Journalist 1984
nach München in die Presseabteilung eines großen
Nutzfahrzeugherstellers. Seitdem beschäftigt sich Kienberger beruflich
in erster Linie mit Lastwagen und ihren Fahrern, seit 1986 als freier
Journalist. Inzwischen arbeitet er für zahlreiche deutsche und
ausländische Fachzeitschriften, sein Spezialgebiet sind Bild- und
Textreportagen aus allen Teilen der Welt. Neben der engagierten
beruflichen Beschäftigung mit Fotografie entstanden immer auch freie
Arbeiten, die in zahlreichen Einzelausstellungen in Pfaffenhofen,
Freising und München zu sehen waren.
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Infos zum Buch hammer.menschen
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